„Weil heute Dein Geburtstag ist …“

Einen Vogel als „VWA-Versteher“, einen reimenden Bürgermeister, himmlische Tränen der Begeisterung, Cocktails in Hausfarbe, (mo-)zarte Klänge und Tanzeleven auf der Terrasse. All das bot sich, wo sonst „Verzicht, Willensstärke und Ausdauer“ gefragt sind. So buchstabiert zumindest mancher VWA – die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie.

Die in Erfurt feierte jetzt ihren 20. Geburtstag. Rund 34.000 Seminar-Teilnehmer zählte sie seit 1991. „Damit könnte man eine passable Kleinstadt bevölkern“, veranschaulichte Gerhard Hippel den beachtlichen Beitrag zur Thüringer Wissens-Landschaft. Der Mann weiß, wovon er spricht: Er ist schließlich seit Anfang an dabei, jetzt Vorstandsvorsitzender und Akademieleiter der Thüringischen Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie e. V.

Rund ein halbes Hundert Absolventen, Dozenten, Vorstände, Freunde und Weggefährten kamen in die einstige Herrenvilla in die Espachstraße. An deren wechselvolle Geschichte erinnerte das VWA-Urgestein. Bevor das Gemäuer 2000 vom VWA-Verein erworben wurde, beherbergte es zunächst die Stasi, war nach der Wende das erste Frauenhaus Thüringens.

Hippel wagte die kühne Behauptung, dass die Erfurter die repräsentativsten Räume aller VWAen bundesweit seien. Diese „Immobilie in Traumlage“ wäre heute eine gefragte Bildungsstätte. Rund 2.900 Absolventen machten hier schon ihren Betriebswirt (VWA) oder Verwaltungsbetriebswirt (VWA).

Dabei sind unter den Erstsemestern der 1990er Jahre viele Prominente. So wie Michael Brychcy (Foto l., im Gespräch mit Dr. Vogel). Der hat heute in der Kommunalpolitik ein entscheidendes Wort mitzureden, ist Präsident des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes. Waltershausens Bürgermeister erwarb übrigens beide Abschlüsse.

Maßstab sei bei der Weiterbildung immer gewesen, nicht nur bloßes Wissen zu vermitteln, sondern solches, dass zum Handeln befähigt, stellte Akademieleiter Hippel heraus. Typisch sei die kongeniale Verbindung von Ausbildung auf universitärem Niveau mit größtmöglichster Praxis-Nähe. Wer nach VWA-Weihen strebe, tue dies parallel zum Beruf. Ein VWA-Studium entwickele daher nicht nur fachliche und methodische, sondern vor allem auch soziale und persönliche Kompetenzen. Qualitäten, die in der heutigen Wis-sensgesellschaft gefragt sind.

Deshalb prognostizierte auch Festredner Dr. Bernhard Vogel eine glänzende Zukunft. „Das ist heute nur Gelegenheit zur Zwischenbilanz“, meinte der ehemalige Thüringer Ministerpräsident: „Vor ihnen liegen noch viele erfolgreiche Jahrzehnte.“ Wohl auch, weil man in der „schönsten Hauptstadt Deutschlands“ angesiedelt sei. So schmeichelte jedenfalls der Ex-MP Manfred Ruge für sein Eangagement als Gründungsvater der VWA und als langjähriger Oberbürgermeister der Thüringer Kapitale.

Ihre Zukunft sei auch deshalb sicher, weil die Erfurter VWA immer auf Höhe der Zeit gewesen wäre. Daher dominierten anfänglich Interessenten aus den Verwaltungen, meist älter und überwiegend Männer. Heute liegt der Altersdurchschnitt bei 25 Jahren, sind die Geschlechteranteile ausgeglichen und haben die Interessenten aus der Wirtschaft die Oberhand.
Vogel tat der VWA dann weitere Ehre an: Der Freistaat habe – auch dank der von der VWA qualifizierten Leute in Wirtschaft und Verwaltung – eine beachtliche Karriere hingelegt. „Bildung ist eine, vermutlich DIE wichtigste Grundlage der Zukunftsfähigkeit eines Landes“, hob er hervor.

Investition in die Köpfe sei deshalb wichtiger als die in Maschinen. Darum widerspräche er energisch der Auffassung, Deutschland sei gehalten, hoch Qualifizierte aus anderen Nationen abzuwerben. Seine überraschende Begründung: Es wäre unchristlich. „Der Kenianer, der hier Medizin studiert hat, wird in seiner Heimat viel mehr gebraucht.“

Weil Vogel stets der VWA besonders zugetan war, unter anderem es sich in seiner Amtszeit nicht nehmen ließ, die Diplome zu übergeben, adelte ihn VWA-Bundesgeschäftsführerin Dr. Diana Reuter (Foto) bei ihrem kurzen Gruß kurzerhand als „VWA-Versteher“. Der erfahrene Polit-Fahrensmann – allerlei Gunstbeweise gewohnt – zeigte sich ob solches Lobes einen Moment verlegen bis verblüfft, um dann aber umso herzlicher zu danken.

Mit „Zwar weiß ich viel, doch will ich alles wissen …“ brachte Dr. Reuter schlussendlich auf eigene „Faust“ noch den Dichterfürsten ins Spiel. Eine wohl unabsichtliche Steilvorlage für den finalen und eher unüblichen Ritter-Schlag, den die VWA dann bekam: Da im Lande von Goethe und Schiller lebend, konnte sich nämlich der bürgermeisterliche und frischgebackene VWA-Absolvent Frank Ritter (Günthersleben-Wechmar, l.) sogar (s)einen Reim auf 20 Jahre VWA machen – sehr zum Gefallen des Publikums.

Das applaudierte dann auch, als Bernhard Vogel abschließend ein geheimnisvolles Kistchen überantwortet wurde. Mir rarem Inhalt: Neben der von ihm seit langem gesuchten Kleist-Biografie enthielt sie ein historisches Foto der ersten Zeugnisübergabe in der Staatskanzlei und einen besonders guten Tropfen. Einen Barolo, ausgesucht von VWA-Geschäftsführerin Dr. Ulrike Kilian.

Nachdem dann auch die himmlischen Tränen der Begeisterung über den feierlichen Freitag Nachmittag getrocknet waren, boten die Eleven der Erfurter Tanzschule Erdenberger auf der Terrasse des Hauses einen beschwingten Übergang zum gemütlichen Teil.

Da gab es dann viele gute Gespräche und den Austausch mancher Erinnerungen – und nicht nur wegen der Cocktails in VWA-Blau.

(Im Auftrag der VWA Erfurt geschrieben.)

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