Oscar-Kolumne: „Wes Brot ich ess, des’ Lied ich sing …“

Neid muss man sich hart erarbeiten. In einem „Dorf mit Straßenbahn“ wie Gotha erst recht. Das erlebt einer, der das Residenzstädtchen gern so provokativ benennt, eben immer FranX’s und frei seine Meinung sagt. Auch wenn sie anderen nicht behagt. Jenen zum Beispiel, die mit dezenter Diskriminierung reagieren, wenn eine fremde, wenn SEINE Einkaufstüte ins Geschäft getragen wird. Dabei täte es dem Marktflecken gut, wären hier mehr wie Frank Börner. Der will Kunden, die deshalb zufrieden sind, weil er sie im […]


In Wiehe wird weiter ein Fass (auf-)gemacht

Es gleicht einem Wunder: Christoph Birk ist der erste Thüringer Böttcher-Lehrling seit fast 20 Jahren. Eckhard Schöne nahm ihn unter seine Fittiche. Der Meister machte sich damit selbst ein ganz besonderes Geschenk zum 120-Jahr-Jubiläum seiner Böttcherei in Wiehe (Landkreis Artern). Christoph sitzt im Büro. Vorm Fenster ein grauer Novembertag. Auf dem Tisch ein abgegriffenes Buch. „Fachkunde für Böttcher“ steht auf dem vergilbten Einband. Erschienen ist es 1953 im Fachbuchverlag Leipzig. Es gehört Schöne, Baujahr 1946. Und es war sein Wegweiser […]


Wald, Wurst und Windräder

Gast-Beitrag von Anne ASCHENBRENNER Es war wortwörtlich ein Kurztrip. Knapp drei Tage verbrachte mein Freund, Südfranzose durch und durch, im schönen Thüringen, beziehungsweise in Gotha – meiner Heimat. Es war das erste Mal, dass er deutschen Boden unter den Füßen hatte und es war so, wie er es sich vorgestellt hatte. Und doch ganz anders. Auch wenn Franzosen generell wenig Ahnung von Deutschen und Deutschland haben, so teilt jedoch ein jeder gerne seinen Stereotypenschatz mit Ihnen, wenn Sie denn nur […]


„Oscar“-Kolumne: Salam aleikum

Mir ist manches wurscht. Etwa, ob Bayer Leverkusens brandneuer Ball-Bube Ballack die berühmte Binde trägt oder der Bayern-Bursche Lahm. Aber schon lange ist mir meine Wurscht nicht mehr wurscht. Mindestens seit 15. Oktober 1990, meinem ersten Tag hier im rustikalen Residenzstädtchen. Da verschlug es mich Schreiber-Frischling nach kurzem Gastspiel aus dem Eichsfeld in die Hauptstadt der Genüsse, der verwursteten. Nicht, dass etwa die Eichsfelder Stracke nicht gemundet hätte! Ich meine, mich aber zu erinnern, dass ich schon am ersten Tag […]


Na denn Prost: 3 min. für ein Bier arbeiten, aber 101 min. für ’ne Zeitung …

Ich gestehe: Auch ich jammere manchmal, dass alles immer teurer wird. Aber wie sieht es wirklich aus? Ein Dossier des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) beweist das Gegenteil. Demzufolge hat sich die durchschnittliche Kaufkraft vervielfacht – bezogen auf die Arbeitszeit. Die IW-Berechnungen basieren auf einem Durchschnittsnettolohn von 1960 (1,27 Euro/Arbeitsstunde). 2009 waren es 14,05 Euro. Nach Adam Ries verdienen wir also heute elfmal so viel wie vor 50 Jahren. Die Preise hingegen hätten sich in diesem Zeitraum nur vervierfacht. […]