Das Wort zum MUTwoch: Kot d’Azur

Warum ich ausgerechnet heute auf ein Scheiß-Thema komme? Ganz einfach: Ich hatte Kacke an der Hacke. Und deshalb folgte auf einen kurzen Weg ein längerer des Leidens.

Doch der Reihe nach: Ich war unterwegs in Gotha. Und in Gedanken. Das ist ein Aggregatszustand des Aschenbrennerischen Geistes, da scheint er nicht ganz Herr seiner Sinne. Der Moment, wo er an Freunden wie Bekannten vorbeirennt, als ob er keinen von denen mehr kennt.

Doch auch im diesem, seinem anderen Raum-Zeit-Kontinuum bleiben Tretminen aber Tretminen. Wie jene vorm Eingang zur Bank. Ob sie nun ein besonders anrüchiger Protest gegen globale Bankster war, den der beste Freund eines Occupy-Anhängers dort hat abdrücken dürfen oder nicht: Diese Art von Attacken gegen die Ackermanns der Welt können sich von mir aus solche Kacktivisten in den Anus stecken!

Wie anhänglich Kleffer-Kot ist, bedarf keiner näheren Erläuterung. Jeder Schritt weiter hätte also nur das geschmeidige Produkt vierbeiniger Verdauung tiefer ins Profil meiner Wohlfühl-Treter gepresst. Aber deshalb den beschissenen Schuh ausziehen? Das schien mir nicht geboten; selbst wenn ich mein sicher auch einiges Aufsehen erregendes Verhalten – meine einbeinige Barfüßer-Rolle – auf Vorfrühlingsgefühle hätte schieben können …

Doch mit Dreck am Stecken lässt’s sich nicht elegant flanieren. Zudem förmlich mit der Nase auf diese hässliche Hinterlassenschaft gestoßen, wurde mein Rückzug vom Ekhofplatz in heimische Gefilde zum Un-Geschicklichkeitsparcours – ich ortete auf den knapp 200 m immerhin weitere acht Fäkal-Fallen.

Das weckte den Straßenfeger in mir und den Jagd-Instinkt. Alsbald war klar: Berlin, unsere kapriziöse Kapitale, ist zugleich deutsche Hundekack-Hauptstadt. 100.000 Steuermarken tragende und geschätzt weitere 50.000 illegale Häufchen-Häufler liefern täglich 55 Tonnen. Schon gibt es Reiseveranstalter, die Berlin zur „no go area“ erklären, ihre Kunden vorm unerfreulichen Aha-Effekt wegen der allgegenwärtigen Aa warnen.

Angenommen, in Gotha sind prozentual ebenso viele auf den Hund gekommen wie unter den knapp 3,5 Mio. Berlinern: Dann lauern hier täglich 750 kg Wautzi-Würstchen nur darauf, sich an fremde Füße zu heften.

Dabei gilt als „Kot d’Azur“ der Residenzstadt übrigens die Seebachstraße. Aber auch der Schlosspark oder die Waisengasse hätten diesen Scheiß-Titel verdient.

Ehe mir jetzt aber mein lieber Nachbar Dr. Bernd S. die Freundschaft kündigt, zwei Bemerkungen:

Zum einen kümmert es nicht alle Hundebesitzer einen Scheiß, wo die geliebten Vierbeiner ihre Spuren hinterlassen. Diese geschätzt 15 % deutschlandweit sind aber eben noch eine kleine, wenn auch reinliche Minderheit.

Zum anderen gerate ich als angestellter Dosenöffner zweier kastrierter Katzer und einer (regelmäßig meist nur zum Fressen erscheinenden) sterilisierten Katzen-Dame natürlich in Erklärungsnot. Schließlich macht das Freigänger-Trio seine Geschäfte mit Vorliebe nicht in unserem, sondern der Nachbarn Vorgärten …

Zaghafte Widerworte wage ich dennoch: Während Hunde Herrchens Willen und brav der Leine folgen, entziehen sich Stubentiger jeder Art von Dressur. Oder haben Sie jemals jemanden mit seiner Katze Gassi gehen sehen?

Ich nicht …

(Mittwochs gibt es “Das Wort zum MUTwoch” im Blog vom thueringen-reporter)

1 Comments

  • Gino (#)
    14.03.2012

    Schoener Blog, ich komme auf jeden fall oefter

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