Das Wort zum MUTwoch: Anatidaeskes

Keine Ente: In Ilmenau gibt man Gummi. Massenhaft zudem. Davon kann man sich am 3. Juni überzeugen. Weil dort Piraten leben. Die haben beim Bergfest e. V. und dem ILSC e. V. sicheren Hafen. Wundert es jemanden, dass beides studentische Vereine sind? Mich nicht.

Diese Studiosi jedenfalls legten großzügig das Urheberrecht aus und enterten eine Erfurter Idee. Doch während es dort am 1. April die 19. Auflage des Originals gab, startet das Ilmenauer Derivat erst seine zweite Saison: Die Rede ist vom Enten-Rennen.

Dafür wird kein lebendes Federvieh gedopt. Vielmehr müssen deren Nachahmungen aus Gummi herhalten.

Selbst der Wikipedia-Eintrag zu den Anatidae, wie die Schnatterinchen auf gut lateinisch heißen, nimmt derweil Bezug zum Enten-Entertainment. Dort steht nämlich zu lesen, dass die „Familie der Entenvögel (…) 47 Gattungen und etwa 150 Arten“ umfasse. „Etwa“ assoziiert jedenfalls bei mir, dass die Existenz einer ganz besonderen Art eingeräumt wird – nämlich die jenes quietschegelben künstlichen Schwimmvogels.

Bin ich auch sonst ein rechter Urheberrechthaber, sind mir die Folgen des eingangs beschriebenen, eher unkonventionellen Wissens-Transfer aus der Landeshauptstadt nach Beinahe-Südthüringen nicht unsympathisch:
Zum einen ist Thüringen groß und die Landesmutti resp. OhBe „Andi Sause“, der B(r)ausewein, weit weg.
Zum anderen heizt der Wettbewerb der Gummivögel auch ein wenig einen anderen an.

Ilmenau gehört schließlich zu den wenigen verbliebenen publizistischen Paradiesen auf Thüringer Erden. Hier kreuzen die Nr. 1 mit der „Nr. 1 der Herzen“ die Federn. Hier kämpfen „Thüringer Allgemeine“ und „Freies Wort“ um Aufmerksamkeit, Abos, Auflage und Anzeigen.

So ist es dem „Freien Wort“ ein großes Vergnügen, die Exklusivrechte am Verkauf jener Schwimmkörper zu haben, die einzig und allein startberechtigt sind.

Deshalb gilt aber auch: „Wer Gummi-Enten nachmacht oder verfälscht, oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und ins Wasser bringt, wird mit einem Abonnement des ,Freien Worts’ nicht unter zwei Jahren bestraft.“

Auch daran zeigt sich, dass Südthüringer ein besonderes Völkchen sind. Ihr Sinn für Demokratie macht auch nicht vorm sportlichen Spülgang vom Wehr in der Waldstraße bis zur Eishalle Halt. Die Norm-Zeitungsente ist nämlich tuningfreie Zone. Weder der mechanische noch der aerodynamische Grip der Renntiere darf verändert werden. Es gibt keinen doppelten Diffusor, nicht Heck-, noch sonstige Flügelanbauten. Auch tiefer gelegt werden darf nicht. Deshalb kosten die Einheitsgummis – anders als Formel 1-Vehikel – auch nur 2 Euro.

Völlig frei ist aber das Outfit der Passivtaucher. Da ist der Kreativität keine Grenze gesetzt (siehe Foto von Mariana Friedrich) und es lockt auch ein Preis. Ehre gebührt jenem gelben Hohlkörper, der als erstes die Zielflagge sieht und der schönsten „Lady Ga(ck)ga(ck)“. Sie werden gegen 16.15 Uhr bei der Siegerehrung auf der Marktbühne vom Schirmherren der Gaudi, Uni-Rektor Peter Scharff, prämiert.

Noch kann man mitmachen! Einfach in einer Redaktion oder einer Geschäftsstelle vom „Freien Wort“ eine Rennente erwerben, am 3. Juni ab 9.30 Uhr am Startpunkt an der Festhalle kostenlos anmelden und ab geht ab 11 Uhr die Fuhre!

An der Ilmenauer Eishalle, wo gegen 12 Uhr der Zieleinlauf erfolgt, findet sich – wie bei der Formel 1 auch – eine Partymeile für Groß und Klein.

Also, man sieht sich: Gib Gummi, Flummi!

(Mittwochs gibt es “Das Wort zum MUTwoch” im Blog vom thueringen-reporter)

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