Schräge Schrägen und Muskel-Männer

Karsten Langguth ist cool. Der stemmt sogar Geldautomaten! Zugegeben: Schiebung war im Spiel, als er die fast eine Tonne schwere Kiste über die Kinderwagen-Rampe ins Kundencenter der Raiffeisenbank in Gotha wuchte. Doch während andere gestandene Mannsbilder sich sichtlich nach Leibeskräften mühten, geriet „Zugpferd“ Langguth nicht einmal ins Schwitzen.

Das Muskelpaket kam zum Einsatz, weil die Bank in Gotha ihren Service erweitert. Die neue Maschine füllt nämlich Portemonnaies – und kann sie erleichtern: Das Ding zahlt aus und nimmt Geld entgegen. Deshalb verlieren die freundlichen Frauen am Schalter aber nicht ihren Job. Es ist eher eine Entlastung für sie. Sie haben mehr Zeit für individuelle Beratung. Und schon deshalb lohnt die Investition von rund 50.000 Euro.

Eigentlich ist alles auch ganz einfach: Alten Geldautomat ausbauen, neuen einbauen, anschließen. Fertig. Der Zeitplan dafür passt auf ein kariertes DIN A4-Blatt. Und trotzdem hatte Dominic Scheel Lampenfieber. Schließlich ist er gerade einen Monat bei der RaiBa. Weil aber Thomas Peruth, der Chefdompteur der Bank-EDV, eine Auszeit nimmt, hatte der Neuling gleich diese durchaus heikle Mission an der Backe.

Heikel deshalb, weil er dafür vier Firmen koordinieren musste. Zunächst hatte Michael Günther, Hesse und Spezialist im Ab- und Aufbauen von Geldautomaten, seinen Auftritt. Keine Stunde und einer der beiden Gothaer Geldspeier war auf seinem LKW. Den chauffierte er dann in die RaiBa-Filiale in Mechterstädt. Dort ersetzte der stahlblecherne Automat einen Artgenossen mit deutlich kleinerem Euro-Speicher. Der neue „alte“ muss jetzt weniger häufig nachgeladen werden. Das spart Kosten.

Noch während Günther seine Habseligkeiten zusammenklaubte, rückten seine Berufskollegen Thorsten Offermann und Michael Haseloff an. Die Jungs von der Firma Ed. Sprenger Metall- und Apparatebau GmbH kamen deshalb, damit die Mechterstädter Tauschaktion parallel zum Einbau in Gotha stattfinden konnte. Effizient für die Berliner wurde der Thüringen-Trip zudem, weil sie am Nachmittag noch einen Job bei einem Geldinstitut in Gothas Querstraße hatten.

Solch terminliches Feintuning ist Sache von Kai Henniges. Er betreut die Selbstbedienungstechnik der Thüringer Volks- und Raiffeisenbanken. Henniges arbeitet für die Technology Services GmbH (TSG), hat sein Büro in Erfurt. Ihm oblag es, die beiden Automaten in Betrieb zu nehmen, die Vernetzung mit den Datenverarbeitungssystemen und den Rechenzentren herzustellen.

Den funkelnagelneuen Ein- und Auszahler vom Weltmarktführer Wincor Nixdorf lieferten Klaus-Dieter Saul und Karsten Langguth – exakt nach Zeitplan. Sie mussten sich aber eine Weile gedulden: Der neue Automat ruht auf einem Stahlprofilrahmen – zum einen wegen der Stand- und Diebstahlfestigkeit. Zum anderen, damit alles im Lot ist und perfekt funktioniert. Bevor aber Thorsten Offermann den Fliesenboden „löchern“ konnte, musste geklärt werden, dass weder Fußbodenheizung noch sonstige Versorgungsleitungen seinem großen Bohrhammer im Wege sind. Dafür griff sogar Vorstand Jürgen Hackethal zum Hörer. Minuten später lag Offermann eine entsprechende Bauzeichnung von Haus- und Hof-Architekt Manfred Lehniger vor.

Dann kam Karsten Langguths großer Auftritt: Zunächst sicherte er und sein Kollege mit Siebdruck-, auch bekannt als Multiplex-Platten, die Auffahrt, damit sich das enorme Gewicht verteilte. Dann kamen ein schlichter Hubwagen, ein extrabreites Möbelpacker-Geschirr, ein paar Holzkeile und Langguths schiere Kraft zum Einsatz. 978 kg wog der Automat, den der gebürtige Berkaer – verstärkt von seinem Kollegen Saul, den Berlinern Offermann und Haseloff sowie TSG-Mann Henniges – die Rampe hochzog. Zweimal musste man Anlauf nehmen; dann aber dauerte es keine Minute, die kolossale Last zu bewältigen. Dabei erschloss sich dann auch dem Letzten, warum die Schräge in solch robuster Bauweise errichtet worden war.

Langguth ist eigentlich gelernter Bäcker. Wegen seines Faibles fürs Krafttraining verdiente der 1975 Geborene sich aber seine Brötchen alsbald nicht mehr beim Backen, sondern beim Zupacken, wurde Türsteher. Seit einiger Zeit arbeitet er bei der Bad Hersfelder Filiale der Speditionsfirma Wincanton. Die bucht den 165-kg-Recken, der jetzt in Eisenach lebt, bevorzugt für die besonders schweren Brocken.

Übrigens: Michael Günther kam am frühen Morgen dem ausgebauten Geldautomaten allein bei. Deshalb, weil er eine „Ameise“ dabei hatte – einen elektrisch betriebenen Hubwagen der Hamburger Firma Jungheinrich.

Bilderschau hier: http://bit.ly/p1T3xg

(Beitrag, geschrieben für die Raiffeisenbank Gotha eG)

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