Das Wort zum MUTwoch oder warum man(n) mit Standfestigkeit Kohle scheffeln könnte

Ich geriet mal wieder in Versuchung. In die, mein gut abgehangenes Fleisch willig werden zu lassen, vernünftigere Formen anzunehmen. Solche, die für mich mehr Marktwert und mehr Selbstbewusstsein bedeuten.

Meine durchaus regelmäßige öffentliche Kasteiung im Sportstudio meiner Wahl ergänzte ich deshalb auch mit einer Übung auf heimischen Bodenbelag. Sie sorgt gerade global für Furore und feste Bauchmuskeln. Diese angeblich todsichere Methode, binnen acht Wochen einen Waschbärbauch zum Sixpack umzufunktionieren, nennt sich Planking. Das ist ein komischer Liegestütz, bei dem man auf seinen Unterarmen liegt, sich aber sonst nicht bewegt.

Als ich das erste Mal so doof vor mich hin und auf dem Boden in völliger Starre verharre, fällt mir plötzlich ein, dass ich diese Körperhaltung kenne. Nennt sich „Missionarsstellung“…

Auch wenn ich mir sicher bin, dass die Erfinder des Plankings im Traume nicht diese erotische Komponente im Blick hatten, übt es sich doch dank Kopfkino gleich viel ausdauernder.

Und ich habe seither mein Buchprojekt eines kindgerechten Katzen-Krimis beerdigt. Statt damit grandios zu scheitern, sollte ich da nicht lieber einen faszinierend-frivolen Fitness-Fortsetzungsroman verfassen?

Schließlich genügt ein Blick auf die Bestseller-Listen vom SPIEGEL und an die Kinokassen: Sex sells. Immer noch. Und immer wieder.

Erst legte Frau Roche ihre „Feuchtgebiete“ bloß, dann die „Schoßgebete“ offen. An der erstveröffentlichten Körperflüssigkeits-Orgie konnte man(n und frau) sich bald darauf im Kino ergötzen. Ein eher schauriges Manuskript wurde zum Schau-Stück – wohl auch deshalb, weil hierzulande nicht mehr alle des Lesens kundig sind.

Aktuell nun haben wir es mit den fünfzig Schatten eines Lüstlings namens Christian Grey zu tun. Und irgendwie hat man(n) das Gefühl, dass die holde Weiblichkeit mehrheitlich danach lechzt, die nächste Anastasia Steele zu werden.

1.890 Seiten voll schwülstiger Hausfrauen-Sadomaso-Träume füllten erst drei Bücher, dann das Konto von Erika Leonard – besser bekannt unter ihrem Pseudonym E. L. James. Und jetzt haben wir diesen Baumarkt-Porno in den Lichtspielhäusern.

Sich zu sehr in dieses Animiermärchen zu steigern, kann übrigens direkt im polizeilichen Gewahrsam enden, wie BILD (wer sonst?) am Montag berichtete. Eine 33-jährige Kinobesucherin in Mexiko soll demnach vom Leinwandgeschehen so hin und weg gewesen sein, dass sie erst selbst Hand an sich legte, bis dies die Polizei tat und ihre autoerotische Manipulationen mittels Handschellen beendete.

Dakota Johnson und Jamie Dornan turnen demnach richtig an. In den USA spülten in der ersten Woche die Spielchen mit Kabelbinder & Co. satte 248 Mio. Dollar in die Kinokassen. Das sind 34 Mio. Dollar mehr, als „Avatar“ in gleicher Zeit einbrachte. Und der 2009er Streifen ist bisher der erfolgreichste Film aller Zeiten mit 2,7 Mrd. Dollar Umsatz.

Dafür müssten wir würzigen Curcumanics lächerliche 27.000 Jahre arbeiten. Da sollte ich dann doch lieber schweinische Stücke schreiben.

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