Liebe, Triebe, Seitenhiebe

Endlich! Endlich ist wieder Valentinstag!

Seit 24 Jahren dürfen wir Mitteldeutschen ihn nun endlich feiern. Hierzulande hatten wir ja zu Voreinheitszeiten ausschließlich den Frauentag …

Dass wir nicht auch die furchtbar Verliebten im Februar gaben, mag neben dem internationalistisch-revolutionären Grund einen weiteren, eher profanen gehabt haben: Selbst Anfang März mangelte es oft an gescheitem Blühenden in der damaligen Planwirtschafts-Landschaft. Man kann sich also die Liefer-Engpässe vorstellen, hätten wir schon im Februar frische Schnittblumen bedurft!

Das bundesrepublikanische Wirtschaftswunder-Land hingegen saß bereits seit 1950 dem größten Marketing-Clou der Floristen, Parfumeure und Pralinen-Produzenten auf: Vor 65 Jahren sollen GIs in Nürnberg der angloamerikanischen Tradition erstmals auf deutschem Boden gefolgt sein.

Die Globalisierung hat inzwischen den aus dem 15. Jahrhundert stammenden, in England erstmals praktizierten Brauch gar bis nach Nippon gebracht. In Japan gibt es für Ehemänner, männliche Kollegen oder Chefs Süßes von den Frauen – sie verteilen Schokolade!

Wie dem auch sei: Mädels und Jungs, aufgepasst! Diesen einen Tag zu verschusseln, das bleibt für den Rest des Jahres nicht folgenlos! Auch wenn es ausdrücklich der Tag der Verliebten sein soll, gelten nicht einmal zig Ehe-Jahre strafmildernd. Sicher ist: Wer den einen Tag ohne Aufmerksamkeiten verstreichen lässt, der hat Stress den Rest des Jahres.

Die Einfallslosen unter uns werden deshalb neuerlich Blumen-Heyn & Co. das Geschäft des Jahres bescheren. Ihnen sei es gegönnt! Aber so sicher, wie ein Blütenstrauß das schamlos-charmanteste Alibi-Geschenk ist, so sicher wird kurz zuvor auch wieder der Preis roter Rosen steigen.

Für Menschen mit Phantasie – und darüber sollen ja Verliebte zur Genüge verfügen -, bietet der 14. Februar hingegen die ideale Bühne: Das kann gleich morgens mit einem Frühstück im Bett beginnen. Der Klassiker hat den Vorteil, dass Krümel im Bett noch Tage danach die Erinnerung und uns wach halten!

Gutscheine machen auch was her. Männer mit sadomasochistischen Gelüsten verpflichten sich damit zum Beispiel, beim nächsten Shopping der Angebeteten nicht zu maulen oder zu meckern, sondern brav die stetig wachsende Sammlung von Einkaufstüten hinterher zu tragen.

Konjunkturbewusste lassen bei Gastronomen die Kasse klingeln.

Im Land der Dichter und Denker wäre es natürlich auch angebracht, einen handgeschrieben (!) Liebesbrief höchstselbst bei einer Kuschel-Offensive zuzustellen. Vielleicht wird dann auch mehr daraus? Nicht nur die gothaische Bevölkerung nimmt schließlich immer noch ab …

Am schönsten wäre es aber, wenn Männlein und Weiblein auch die nächsten 364 Tage einander mit das Herz wärmender Aufmerksamkeit und in behutsamer Zuneigung begegneten.

So ganz ohne offiziellen Anlass.

„You may say, I’m a dreamer…“

Klar doch, John!

0 Comments

  • […] Verordnete Heiterkeit geht mir ebenso ab wie das Herzchen-Schmerzchen-Gedöns um den ominösen Valentinstag. Deshalb empfehle ich hier auch einen bitterbösen Beitrag des Herrn Aschenbrenner zum Thema. […]

  • Anita (#)
    15.02.2015

    Ich weiß nicht, in meinem Freundeskreis kenne ich nur sehr wenige Paare, die dem Valentinstag wirklich Bedeutung beimessen. Und folglich auch nur sehr wenige Frauen, die tage- und wochenlang greinen, wenn Er ihn vergisst. Was mich angeht: bei meinem Katastrophenverhältnis zu Zahlen (und damit auch zu Daten), kann ich froh sein, wenn ich seinen Geburts- und unseren Jahrestag nicht vergesse. Auch noch rechtzeitig an den Valentinstag zu denken, wäre ja Stress pur. 😉

  • Anita, ich denke, dass das auch eine Frage ist, wie fremdgesteuert man/wir/Paare sind. Als Ost-Sozialisierter habe ich eh keine Beziehung zum Valentinstag. Aber ihn vergessen kann ich nicht dank eines genialen Gags, den ich mir für einen Kunden einfallen ließ (RaiBa). Die Bilanz-PK…

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