Das Wort zum MUTwoch: Kinder-Sachen

Bin heute zu nachtschlafender Zeit aufgebrochen. Noch bevor mein Zeitungszusteller mit seinem elendig klappernden Hacken-Porsche Mönchelsstraßen-Bewohner mit leichtem Schlaf wie mich terrorisieren konnte. Ohne Zeitung zum Frühstück war es allerdings deshalb auch keines. Nun ja; mache ich eben nachher irgendwann irgendwo und irgendwie auf dem Weg nach Südfrankreich, nach Aix-en-Provence, einen Boxenstopp.

Das wird allerdings kein Urlaubstrip, sondern eine Heimsuchung, Aber Mademoiselle Anne A. freut sich dennoch: Sicher auch wegen der Thüringer Bratwürste und der Kiste Apoldaer „Dominator“. Beides ging mit auf die 1.224 km-Tour.

Wie auch die Wehmut, die mein kleines väterliches Herzilein umflort. Weil mit dieser 60-Stunden-Europa-Rundfahrt nicht nur ein x-beliebiges, sondern ein entscheidendes Kapitel der Aschenbrennerischen Familiengeschichte endet. Kind bricht nämlich die Zelte in der Provence ab. Für immer. Vielleicht …

Das „Frollein Töchting“ hat sein Studium abgeschlossen. Nun ja, beinahe: Im September muss sie ihre Master-Arbeit verteidigen und dafür mindestens noch einmal nach „Fronkreisch“.

Als Belohnung bekommt sie jetzt Drei-Tage-Intensivpackung „Gotha“: Mit Thüringer Klößen, „Muggenfieber“ und tags darauf dem Urnengang. Ich für meinen Teil sorge im Übrigen so für 100 % Wahlbeteiligung bei den Aschenbrenners.

Montag geht es dann nach Berlin: Wie viele ihrer Generation folgt aufs Studium zunächst ein Praktikum. Fünf Monate, nahezu für lau. Nahverkehrs-Monatskarte und Essengeldzuschuss müssen reichen. Heißt, wir alimentieren weiter.

Manchmal, das gebe ich inzwischen sogar zu; manchmal bin ich ihrer Schwester so dankbar, dass sie weder Abi machen noch studieren wollte. Trotz nachdrücklichster elterlicher Empfehlungen. So darf Greta für sich reklamieren, schon seit fast vier Jahren auf eigenen Beinen zu stehen: Sie war fast doppelt so schnell wie Anne fertig mit ihrer Ausbildung. Und nestflüchtete auch nur halb so weit weg von Zuhause. Was Garmisch-Partenkirchen daher seit 2005 für mein Weib und mich öfter schon zum Tagesausflug machte …

Jetzt also sind beide Aschenbrenner-Mädels „fertig“. Wieder dröselt die Nabelschnur zwischen uns und ihnen weiter auf, wird dünner. Das macht so schwermütig wie stolz zugleich. „Kinder“ bleiben sie dennoch und lebenslang.

Mit aller Konsequenz: Meine Mutter – absolut resolut und deshalb absolut liebenswert – pflegte zum pubertierenden Herrn Aschenbrenner, der damals schon nicht mehr „Klug“, dafür aber „Zenker“ hieß, zu sagen: „Du kannst mir über’n Kopf wachsen, aber nicht über die Hand!“  Das machte sie mir am Tage meines 16. Geburtstages handfest deutlich: „Nimm mal die Brille ab!“ ist seither geflügeltes Wort in allen familiären Zweigen und Generationen und kündigt eindeutig-deutlich Konsequenzen an.

Egal aber und wie auch immer: Ich bin absolut überzeugt davon, dass das Allerbeste, was ich je im Leben gemacht habe, die Mädels sind!

(Mittwochs gibt es “Das Wort zum MUTwoch” im Blog vom thueringen-reporter)

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