Das (Vor-)Wort zum MUTwoch (96): Striptease statt Böller

Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf 2014!
Da der Herr Aschenbrenner ungehemmt auch im Unterhemd zu Silvester rumrennt und Party machen will, gibt es heute eben schon einmal ein (Vor-)Wort zum MUTwoch:

Hach, sollten wir uns nicht lieber an die Unterwäsche gehen statt einander Böller zwischen die Beine zu werfen?
Finden SIE das etwa sexy?
Ich nicht.

Und von wegen „Geiz ist geil“! Pah! Denken Sie mal an heute Nacht! Um die 130 Mio. Euro haben die Deutschen in kürzester Zeit verpulvert, abgebrannt, in die Luft gejagt.

Die pyromanen Ballermänner und –frauen stehen dabei zumindest in altgermanischer Tradition. Unsere Vorfahren veranstalten in ihren „Rauhnächten“ ähnlichen Budenzauber: Allerdings glaubte man dunnemals, dass das Lärmen mit Rasseln und Peitschen genüge, um bösen Geistern beizukommen.

Jahrhunderte später ließen die Vorfahren dann die unheimlichen Wesen aus der Zwischenwelt „mit Pauken und Trompeten“ durchfallen.

In der Renaissance kam später die (Un-)Sitte auf, dafür Gewehrsalven und Kanonenböller zu nutzen. Voraussetzung war ein Zufall und Berthold Schwarz.

Beidem verdanken wir das irgendwie dann doch faszinierende Feuerwerk heutiger Tage. Der Franziskanermönch und Alchemist aus Freiburg im Breisgau – auch bekannt als Berthold der Schwarze oder Bertholdus Niger – hantierte den Überlieferungen zufolge um 1353 in seinem Laboratorium mit Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Ohne rechten Plan zunächst, was daraus werden könnte, zerkleinerte er diese Zutaten mit einem Stößel im Mörser.

Ob er dann zur Andacht oder zum Abort musste, weiß man heutzutage nicht so genau. Auf alle Fälle verließ er wegen Gottesfurcht oder Harndrang seine Alchimistenküche – nicht ohne zuvor seinen Spezialstampf auf den Ofen zu stellen.

Wenig später tat es einen gewaltigen Schlag: Bertolds aufgeschreckte Mit-Mönche fanden ein heilloses Durcheinander vor – und einen im Deckenbalken steckenden Stößel. Der saß echt bombenfest. Nicht einmal nach dem Berühren mit einer Reliquie der heiligen Barbara ließ er sich entfernen! Die gottesfürchtigen Mönchlein sahen darin ein himmlisches Zeichen.

Seither gilt Barbara als Schutzpatronin aller Ballermänner. Obendrein nannten die Artilleristen eines ihrer bevorzugten Geschütze „Mörser“ und zu Ehren des alchimistisch aufgelegten Mönches Berthold den explosiven Stoffmix „Schwarzpulver“.

Als bekennender Böller-Gegner lob’ ich mir die Italiener: Die lieben zwar auch den Mega-Knall, pflegen aber außerdem eine Neujahrssitte, die mir wesentlich besser gefällt.

Einst sollen sie ihre alten Kleider auf die Straße geworfen haben. Die Römer gingen irgendwann dann noch einen Schritt weiter und wurden frech-frivol. Dort kommt man(n und frau) sich ganz nah. Als Zeichen einander Glück und Liebe zu gönnen, gilt das Schenken roter Slips, BHs, Hemdchen oder Shorts.

Dass die dann obendrein in der Nacht der Nächte gleich noch ausprobiert werden, steigert meine Begeisterung für diesen Brauch ums Vielfache.

Meine Versuche, ihn hierzulande einzubürgern, scheiterten bisher grandios.

Aber ich bin Optimist: Schließlich wäre es allemal erfreulicher, wenn wir uns nicht auf den Geist, sondern an die Wäsche gehen.
Oder?

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