„Von der Maas bis an die Memel …“

Seit 1952 ist klar: Wer die erste Strophe des Deutschland-Liedes singt, singt sie aus demonstrativen Gründen. Weil er seine Gesinnung auszudrücken gedenkt. Weil er nicht nur national, sondern nationalistisch denkt. Weil er zu den Ewiggestrigen gehört.

Die Burschenschaften, die sich am Wochenende in Eisenach trafen, haben die erste Strophe intoniert. Das wäre beinahe der Öffentlichkeit entgangen. Hätte es nicht Journalisten vor Ort gegeben.

Und es waren nicht solche, die nur die ersten zehn Minuten Pflicht abrissen, ein paar Allgemeinplätze einsammelten, belanglose Fotos knipsten bzw. solche Filmchen drehten und damit dann ihre Leser und Zuschauer langweilen. Oder sie auch desinformieren.

Vielmehr blieb das TV-Team, das für „arte“ arbeitete, bis zum Schluss, dem bitteren, zu Füßen des Burschenschaftsdenkmals. Da wähnten sich die schlagenden Vereinigungen allein, unter sich und sangen aus voller Männerbrust: „Von der Maas bis an die Memel …“ Gestern Abend flimmerten die gespenstigen Bilder über den Bildschirm.

arte war der einzige Sender, der sie zeigte.

Mein „Heimatblatt“ TA veröffentlichte heute auch einen Text, auf der Thüringen-Seite des Mantels. Sein Ton erinnert an eine offizielle Pressemitteilung der Burschenschaften (Originale kann man hier lesen). Kein Wort zum Skandal. Woher sollte man auch davon wissen?

Früher. Ja früher, da war alles besser …

Da schauten sich die Schlussredakteure die aktuellen Fernseh-Nachrichten an. Das war wohl gestern Abend in Bindersleben nicht der Fall. Sonst wäre es sicher möglich gewesen, zu reagieren. Vielleicht haben ja auch die Kolleginnen und Kollegen der Eisenacher TA-Lokalredaktion ihren Job ordentlich gemacht?! Wer weiß?

Journalisten, die Termine abreißen und vor der Zeit gehen, keine Fragen stellen, weil sie keine haben, sind schlimm. Eine Katastrophe für meinen Berufsstand sind aber solche, die schamlos einfach abschreiben. Merkt ja keiner …

Das spielt, wie in diesem Falle, Ewiggestrigen, die die Burschenschaften nachweislich ja nun wirklich bleiben wollen, in die Hände. Welch Schande für die TA, mein ehemaliges Blatt!

P.S. Das „Thüringen-Journal“ des mdr berichtete erst gar nicht vom Burschenschaftstreffen, auch wenn es vorher zumindest erwogen worden war. Wegen Terminüberschneidungen fiel das Thema durchs Raster. Glück für den mdr …

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