Thüringen Philharmonie Gotha: Klar Schiff im Kulturhaus

GOTHA. „Das war cool.“ Jannik ist noch ganz aufgedreht, als er an der Hand seines Großvaters Ronald aus dem Gothaer Kulturhaus kommt. Opa und Enkel hatten beim „Fliegenden Holländer“ angeheuert. Erfuhren deshalb auch, was es mit dem „Fluch der Karibik“ auf sich hat. Und mit „Peer Gynt“ machten sie sich dann nach etwas mehr als einer Stunde auf die „Heimkehr“. Zurück nach Gotha.

Die Thüringen-Philharmonie hatten Opa, Enkel und noch weitere Hundertschaften Wasserratten zur musikalischen Seefahrt eingeladen. Es war das erste von vier Kinder- und Jugendkonzerten dieser Spielzeit. Vollbesetzte Reihen im Kulturhaus zeigten, welch Anziehungskraft dieses Angebot hat – dem Vernehmen und manchem Autokennzeichen nach sogar über die Kreisgrenzen hinaus.

Wer sich mit Wagner an den Nachwuchs wagt, sollte auch den rechten Weg-Weiser haben: Diese Rolle war Käpt’n Stefanos Tsialis geradezu auf den Leib geschrieben. Nachdem er klar Schiff gemacht hatte, nahmen seine musikalischen Piraten kein Notenblatt mehr vorm Mund. Tsialis versicherte sich zudem der Komplizenschaft des Jungvolkes vorm Bug und ab ging die Reise! Immer ein Handbreit Rhythmus unterm Kiel und eine steife Klang-Brise in den Rahen durchquerte man das Notenmeer. Tsialis ließ dabei die Geister heulen und den Sturm. Seine feingeistigen Musiküsse gaben genauso perfekt den ruppigen Holländer, wie sie die Gefühle des jungen Mädchens Senta darstellen konnten. Hellauf begeistert waren die Leichtmatrosen in den Reihen, wenn Käpt’n Tsialis ihnen kurzzeitig das Kommando überließ.

Keine Atempause; Musik wird gemacht! Als der Holländer genug geflogen war, machten sich die Sound-Piraten über „Peer Gynts Heimkehr“ her. So gar nicht nordisch unterkühlt kam der Satz aus der „Peer Gynt-Suite“ Nr. 2 von Edvard Grieg über die Bordwand des Philhamonie-Flaggschiffs. Auch hier scheuchte Tsialis die Schüler in die Wanten, ließ sie hautnah die abenteuerlichen Seereisen von Peer Gynt erleben.

Dass die abschließende Suite aus dem Hollywood-Blockbuster „Fluch der Karibik“ den höchsten Wiedererkennungseffekt hatte, machte das Orchester wie den Mann am Pult nicht mutlos. Im Gegenteil: Mit Mann und Maus, allem Tuch, was die musikalische Takelage hergab, zog man eine schäumende Spur der Begeisterung durchs Kulturhaus.

Die Kinder- und Jugendkonzerte der Thüringen-Philharmonie sind immer ein Erlebnis. Und sie stehen allen offen, auch wenn sich natürlich zunächst das Orchester an Kindergärten und Schulen wendet. Die Konzerte firmieren in der neuen Spielzeit unter dem Motto „Ton an!“. Ein cleveres Wortspiel mit dem Namen des knuddeligen Maskottchens Anton.

Nach der Meeresfahrt lädt am 30. November Peter Iljitsch Tschaikowski zur „Nussknacker“-Suite. Zum dritten Konzert am 26. Januar sollen Brahms‘ Variationen über ein Thema von Joseph Haydn aufgeführt werden und das abschließende, vierte Konzert bietet die musikalische Geschichte von Max und Moritz nach einer Komposition von Gisbert Näther.

Das Gothaer Orchester engagiert sich seit Jahr und Tag musikpädagogisch. Das ist nicht selbstverständlich in Thüringen, wie Daniela Weyh, die in der Thüringen-Philharmonie die Öffentlichkeitsarbeit managt, erst kürzlich auf einer Tagung des Landesmusikrates Thüringen feststellen musste. Neben den vier Konzerten im Jahr – 2009 kamen dazu immerhin 3.000 Besucher! – sind die Orchestermusiker auch in Schulen und Kindergärten unterwegs und bieten frühmusikalische Erziehung. Drei Ensemble haben sich derweil dafür gefunden. Trotzdem gibt es eine Warteliste. Allemal ein Zeichen, wie begehrt diese Angebote sind!

Genau dieses Engagement war es auch, was die Raiffeisenbank Gotha honorieren wollte. Vorstand Heiko Wasserthal hatte bereits 2007 eine Initiative zur Unterstützung des Klangkörpers gestartet, als der damalige CDU-Kultusminister Jens Goebel plante, die Orchesterlandschaft Thüringens restlos zu roden. Daraus wuchs ein enger Kontakt zu den Philharmonikern, der 2008 in ein Sponsoring mündete: Mit 20.000 Euro, verteilt auf vier Spielzeiten, unterstützt die RaiBa seither die Kinder- und Jugendkonzerte. „Wir waren immer eine regionale Bank und werden es auch bleiben. Unser Engagement gilt der Region. Und unverzichtbar gehört dazu in Gotha eben auch das Orchester“, versicherte auf der Pressekonferenz zum Start der neuen Kinder- und Jugendkonzerte RaiBa-Vorstand Jürgen Hackethal auch weiterhin das Wohlwollen und die finanzielle Assistenz seines Hauses. „Aller guten Dinge sind drei …“, gab er deshalb den Musikern für die 2010er Saison mit auf den Weg und: „Toi, toi, toi!“

(geschrieben im September 2010, im Auftrag der Raiffeisenbank Gotha)

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