Taxi, Taxi – zum ersten …

Wenn man eine Reise tut…
Taten wir und erzählen kann ich, können wir auch.

Ich muss es sogar. Aus therapeutischen Gründen. Weil eine ganz normale Tour zum Töchting nach Südfrankreich auf der Rückreise zur mentalen Achterbahnfahrt wurde. Auch, weil sich eine suspekte Aschenbrenner-Tradition fortsetzte: Seit 1990 fahren wir Citroën – verschiedenste Modelle und rund 1.000.000 km bisher. Meist ohne Probleme – außer: Wir fahren damit nach Frankreich. Bei neun Touren gab es vier Pannen; immer verbunden mit mehr oder minder amüsanten Geschichten.

Aber die jüngste Aktion toppte alles.
Dazu gehört
1.) ein Metallteil auf der Autobahn, das sich in meinen linken Vorderreifen verknallte und weshalb „K.I.T.T.“, mein Auto, mit mir sprach, ich aber nicht hörte und deshalb einen Reifenplatzer bei Tempo 140 hatte,


2.) die Suche nach einem nicht existierenden Reserverad samt Spezialwerkzeug wegen eines bescheuerten Handbuches,
3.) ein völlig überforderter ADAC und ein Abschleppfahrer mit merkwürdigen Mutproben für seine „Opfer“, bevor er uns zu seiner „Garage“ brachte, die auch als Kulisse für „The Texas chain massacre 2“ herhalten hätte können,
4.) ein Ort namens Montélimar, in dem wir strandeten und das ein Drei-Sterne-Hostel mit bezahlbarer 5-Sterne-Küche hat,
5.) eine Geschichte über Bankautomaten, die deutsche Geldkarten zum Fressen gern haben und dem Glöckner von Notre Dame, der offensichtlich in jenem Montélimar einen Doppelgänger hat, der dort als Servicetechniker arbeitet,
6.) nette Franzosen en masse sowie insbesondere eine filmreife Highspeed-Tour über die A 7 an Bord des schwarzen „Starfighters“ von Jean Michel Cassoret (www.a7ct.fr) (seither weiß ich, woher Regisseur Gérard Pirès und Drehbuchschreiber Luc Besson ihre Idee für „Taxi“ 1-3, die französischen Actionkomödien, bekamen) etc.

Doch alles der Reihe nach …

Zuweilen treibt es mich aus dem kuscheligen Gotha in die nähere Nachbarschaft. Nicht der Arbeit wegen und nach Aix-en-Provence, Südfrankreich. Dreißig Kilometer vor dem Mittelmeer und Marseille gelegen. Schlappe 1.200 km südlich des Residenzstädtchens.

Dort hält Mademoiselle Aschenbrenner Hof, mein skorpionisches Anne-Kind. Und deshalb erscheint eine Visite bei Greta-Kind in Farchant – kurz vor Garmisch-Partenkirchen – wie ein Katzensprung über 485 km und um die nächste Ecke. Das animierte mein Weib Tina und mich schon einmal dazu, nur kurz zum Abendbrot mit  Tochter und deren Freund dorthin zu gondeln. Ernsthaft und irre, was?

Wie dem auch sei: Die Flucht in den sehr südlichen Süden ist in der Regel eine 12-Stunden-Fahrt. Hat man die ersten 530 km auf deutschem Jagdtrieb-Jagdgebiet namens Autobahn schadlos überstanden, folgte entspanntes und entspannendes Fahren. Ans 130er Tempolimit halten sich ziemlich alle. Die horrenden Mautgebühren tun das Ihrige, schaffen ausreichend Platz zum automobilen Überleben. Mit knapp 50 Euro für die Strecke Mulhouse – Aix-en-Provence ist man dabei. Nur mal so zum Vergleich, in welch herrlichen Gefilden wir (noch) leben …

Außerdem sorgt auch Louis II. für meist sehr entspanntes Reisen: Louis II. ist ein Citroën Grand C4 Picasso. Ein Dieselwiesel mit moderaten Trinksitten, saubequem, zumindest für den Fahrer. Und er ähnelt ein wenig dem Kommandostand von „Raumschiff Enterprise“. Nett viele Knöpfe zum Drücken und Elemente zum Drehen, alles mit französischem Charme verstreut.

Das Prädikat „Raum-Schiff“ trifft besonders zu, wenn man die zweite Sitzreihe umlegt. Dann kann man auch mal entspannt aus Deutschland nach Frankreich reisen mit einer Tochter an Bord, die die nötigsten Kleinigkeiten für drei, vier Monate dabei hat. Mit cleverem Raummanagement und besonderen Presstechniken lassen sich die rund 1.800 Liter Koffer(groß-)raum nahezu fugenlos füllen.

Blöd ist dann bloß, wenn man freundlich gebeten wird, mal flink auszuladen und vorzuführen, was man mit sich führt. Seit einem solchen Erlebnis auf der Alternativ-Tour durch die Schweiz meide ich – zumindest im beladenen Zustand – das Hoheitsgebiet der Eidgenossen.

Aber lange Rede, kurzer Sinn: Eigentlich ging es ja um ein kleines Metallteil, das sich magisch angezogen fühlte von Louis II. samt Tina und mir an Bord – auf dem Rückweg nach Hause, am vergangenen Sonntag Morgen, kurz vor 9 Uhr und 180 km hinter Aix-en-Provence.

Gesehen hatte ich es nicht. Gehört schon. Akustisch mutete es eher niedlich an, klang nach einem klitzekleinen Kiesel, der den Unterboden nur mal so mit Schmackes und mit Effet touchiert hatte. Keinesfalls bedrohlich jedenfalls und daher mich nicht motivierend, vom Gas und auf Spurensuche zu gehen.

Minuten später sprach „K.I.T.T.“, Louis II., mit mir. Blinkte mich scheinheilig-hinterhältig mit einer Fehlermeldung an. Demnach sollte dem Pneu vorn links die Puste ausgehen. „Pustekuchen!“, dachte ich, denn die üblichen Begleiterscheinungen solch ungewollter Entlüftung wie schwammiges Fahrverhalten oder wildes Volant-Vibrato blieben aus. Außerdem zickt Louis II. manchmal wie sein lebendiger Namensgeber, mein roter Kamikaze-Kater.

An eine stressbedingte Fehlfunktion glaubte ich auch noch, als zwei Minuten später  glutrote Gefahr aus dem Display glotzte und „Reifen geplatzt“ vermeldete. Doch kein Plautz nirgends und auch der neckische Nachen machte keine Anstalten, aus dem Ruder resp. Kurs zu laufen.

Ich fuhr fort, aus Frankreich fortzufahren.

Bis die Louis‘ Ankündigung wahr war; keine 30 Sekunden später. Das Fahrgefühl wie auf einer Rüttelpiste und der Duft verendeten Gummis überzeugten mich davon, dass im Moment mein Traum einer entspannten Heimreise tatsächlich geplatzt war …

(Fortsetzung hier)

 

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