Soljanka, die zweite …

Über 40 und blond – das bin ich eben doch! Denn wenn man schon über Soljanka redet oder schreibt und im Speziellen dies vor dem Zenkerschen, dem mütterlichen (Rezept-)Hintergrund tut, darf man eine Speise nicht vergessen:

Zigeunerbrot

„political correctness“ würde heute daraus „Sinti und Roma“-Brot machen. Ich bin sicher, damals gab es keine rassistischen Beweggründe, die Speise so zu nennen. Wobei sich mir nicht einmal bei längerem Grübeln erschließt, warum das Zigeunerbrot zum Namen „Zigeunerbrot“ kam …

Konzentrieren wir uns aber auf das Wesentliche und deshalb zunächst auf meine Mutter Renate. Die schwang erst lange Jahre in Bernsdorf – demjenigen in der Oberlausitz – und der Kantine des dortigen VEB Behälterglas den Kochlöffel, später dann das Zepter im „Klub der Volkssolidarität“.

Ihre Zeit als Kantinen-Fee prägte auch unsere Küche. Muttern kochte gern, gut und immer reichhaltig – meist gewaltige Pötte diverser Eintöpfe (Fleisch blieb dem Wochenende vorbehalten). Und wir Kinder mussten dann die Suppe(n) auslöffeln.

Auch Soljanka und Zigeunerbrot fanden den Weg aus der Kantine in Zenkers Küche. Soljanka gab es in zwei Versionen: Als tatsächliche Reste-Verwertung und in der „Edel“-Version.

Beide einte damals, dass sie erst wirklich richtig gut schmeckten, nachdem sie ein paar Stunden bei mittlerer Hitze vor sich hin dödelten.

„Al dente“ war dann natürlich nichts mehr und der exorbitante Einsatz von Paprika – als edelsüßes Gewürzpulver oder geschnippelten ungarischen bzw. bulgarischen Tomatenpaprika aus dem Glas – sorgte für die unnachahmliche Färbung aller Bestandteile. Außerdem konnte man beinahe nach Belieben Gurkenbrühe etc. nachgießen, dann ordentlich nachwürzen und wenig später schmeckte die Soljanka wieder, wie Soljanka zu schmecken hatte – scharf-säuerlich.

Das hatte andererseits den Vorteil, dass man dem Topf schon bald nach Beginn, während der Garzeit oder an dessen Ende ständig das „Dicke“ – mit einem Schaumlöffel z. B. – entnehmen konnte. Das kam auf ein oder zwei dickere Scheiben Mischbrot, ein oder zwei Spiegeleier pro Bemme wurden gebraten, die ihre letzte Ruhestätte wiederum auf diesem Brotbelag fanden. Dann schmückte eine Fitzelchen Petersilie oder ein Gewürzgürkchen das Ganze. Und fertig war das, was für kleines Geld großen Hunger stillte und „Zigeunerbrot“ hieß.

Einfach auch mal probieren! Mir läuft gerade das Wasser im Munde zusammen und ich lenke mich deshalb jetzt mit „seriöser“ Arbeit ab!

Guten Appetit!

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