Oskar-Kolumne: VerDAMMt gut

Kerstin Damm hatte dieser Tage Geburtstag. Einen runden. Mehr zu verraten, verbietet mir die Höflichkeit.

Es hieße Geschmeide auf Gothas Buttermarkt zu tragen, würde ich über die Gold- und Platinschmiedin reden. Nur so viel: Sie macht verDAMMt schicken Schmuck. Der rettete schon 1990 Aschenbrenners Weihnachts-Frieden: Ich hatte gerade für die „Thüringer Allgemeine“ in Gotha angefangen und fast alle Geschenke. Aber eben nur fast alle.  Ein wirklich außergewöhnliches Collier – ein Dammsches Unikat, Heiligabend erstanden – bewahrte mich vor großer Not.

Ich will auch nicht viel Aufheben über Kerstins glühendes ehrenamtliches Engagement machen. Doch ohne sie wäre Gotha um eine Attraktion ärmer: Zieht nämlich die Herbst-Nacht milde ihren samtschwarzen Mantel über den Tag, wird es Zeit für den Funkenflug der Träume. Dann erwachen auf dem Buttermarkt Schmiedefeuer. Dann tanzen – wie geheimnisvolle Wesen aus höllischen Abgründen – die Flammen. Sind ganz heiß darauf, das Eisen zu erweichen. Männer. Muskeln, Schweiß und Glut. Es knistert. Es hämmert. Es klingt. Es lodert.

Das Metallgestaltertreffen lockt seit 17 Jahren internationale Gäste. Das ist Kerstins Verdienst. Und war ihrer Heimatstadt 2010 den Hannah-Höch-Preis wert.

Vor vier Jahren gründete sie mit Gleichgesinnten obendrein den Verein „Gotha glüht“, der seither das Schmiede-Treffen und den Handwerker- und Spezialitätenmarkt organisiert. Übrigens: Am 16. August ist auf dem Buttermarkt „Vorglühen“ – nicht vergessen oder verpassen!

Kerstin Damm ist aber auch Künstlerin. Ihre Mutter trägt daran die Schuld. Sie befand, dass das Töchterlein eine künstlerische Ader habe und schickte sie in die Zeichenschule zu Siegfried Brückner, in den legendären „Club für volkskünstlerische Malerei und Grafik“. Das war vor 39 Jahren – und der Beginn einer Leidenschaft.

Die befeuerte zwischen 1978 und 1983 Kerstins Besuch einer Förderklasse an der Hochschule für Malerei und Grafik in Leipzig. Geleitet hat sie der Thüringer Maler Otto Paetz, der 2006 starb. Der Schüler von Walther Klemm war ein Vertreter der sogenannten „Weimarer Malerschule“.

Die Leipziger Zeit bei Otto Paetz wertet Kerstin als prägendste Erfahrung in ihrer künstlerischen Entwicklung. Sie schwärmt heute noch davon. Und deshalb ist’s kein Wunder, dass manchen Bildern Paetz’ Geist innewohnt.

Sie ist dennoch offen für andere Einflüsse. Kerstin Damm gibt sich bereitwillig – sogar recht hemmungslos! – verschiedenen Malschulen, Materialien und Sujets hin. Dabei spürt man aber auch, dass sie mit Leib und Seele Kunsthandwerkerin ist. Die Betonung liegt dabei auf Handwerk. Heißt: Ihre unstillbare Neugier gilt auch den künstlerischen Techniken.

Und ihr Ehrgeiz ist’s, sie tatsächlich zu beherrschen. Dafür übt sie. Und übt und übt.
Bleistift, Kohle, Pastellkreide, Aquarell- und Ölfarben entdeckte sie so über die Jahre für sich. Erkundete deren Vorzüge, Besonderheiten, Geheimnisse. Eroberte sie und machte sie sich untertan. Erst dann, so bekannte Kerstin, wenn sie eine gewisse Meisterschaft im Umgang damit erlangt habe, wage sie sich daran, damit kreativ zu werden.

Und nur dann lebt sie mit wahrer, mit wilder Begeisterung ihre neu erlangten Fähigkeiten aus. Deren wachsende Vielfalt verschafft ihr Souveränität. Verleitet aber auch zum Experiment. Lässt sie mutiger werden: Im Sujet – wie ihre lustvollen Akte zeigen. In der Technik – wie die pulsierenden, wuchtigen, in den Farben schwelgenden Arbeiten in Öl belegen.

Bisher, so schätzt sie, kamen rund 1.000 Arbeiten zustande.

VerDAMMt authentisch. Das ist Kerstins Kunst. Auch, wenn die meisten Arbeiten ihrer Fantasie, der überaus lebhaften, entspringen. Authentisch deshalb, weil Kerstin Damm nicht, um anderen zu gefallen, sich in Farbe und Form, Strich und Fläche, Licht und Schatten auslebt. Sie tut’s, weil sie dazu Lust hat. Und – ich wette – Lust, die empfindet sie dabei dann auch noch.

Was will man(n), was will frau eigentlich mehr?
Beneidenswert, oder?

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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