Oskar-Kolumne: Flotte Dreier

Flotte Dreier. Die gehören zu den fiebrigsten Fantasien, die man(n) haben kann. Vor allem, vernebelt ein Testosteron-Tornado den Verstand: Im Tierreich schwillt manchen Männchen der Kamm. Bei denen der Spezies Homo sapiens ist das kaum anders. Nur heißt das Teil anders.

Matthias Machnig ist zweifelsohne ein Mann. Und was für einer! Wegen ihm war Gerhard Schröder ab 1998 nicht mehr nur Zaun-König am Bonner Kanzler-Bungalow.

Nun ist er Thüringens Wirtschafts-Minister. Und „Hans-Dampf-in-allen-Kampagnen“ wie z. B. jener zur Dreistadt Erfurt-Weimar-Jena.

Manche hielten seine Idee für einen Aprilscherz. Aber Machnig meinte es ernst. Zumindest so lange es für ihn nützlich war.

Die neue „Achse des Bösen“ wollte er nicht erschaffen, auch wenn‘s schon böses Blut gab, als die ministerielle Vision einer solch urbanen Menage a trois bekannt wurde.

Thüringen rühmt sich, Heimat der Gartenzwerge zu sein. Zu Recht, wie Reaktionen auf Machnigs Masterplan einer Metropol-Region deutlich machten. Sonst in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz Geratene spreizten ihre lokalpolitische Attitüde. Und steht die Sonne des Intellekts nur tief genug, werfen sogar solch Kleinwüchsige lange Schatten: Selbsternannte Weimarer „Kulturbürger“ warnten vorm Provinzialismus preußischer Pickelhauben-Puffbohnen. In Jena – dank Studenten frischblut- wie –fleischverwöhnt – wanden sich manche vor Grauen und der geriatrischen Großmacht der Silberrücken aus der heimlichen und der tatsächlichen Kapitale. Nur dort war’s an Widerstand weit weniger: Wohl, weil‘s willkommener Wachstum wäre.

Solch (un-)heilige Dreifaltigkeit zu stiften, ist aber nicht Machnigs Erfindung. Vier Jahre bevor er 2009 Thüringens Polit-Bühne enterte, machten – ebenfalls im April! – ein anderer flotter Dreier von sich reden: Damals träumten die Herren Bürgermeister Doenitz, Scheikel und Brychcy davon, Gotha, Ohrdruf und Waltershausen in einem Städteverbund zu vermählen.

Ins erste zaghafte Anbandeln der kommunalen Kuschelrunde grätschte damals ein Mann namens Dr. Dr. Siegfried Liebezeit. Der war 2005 Gothas Landrat.

Liebezeit erteilte dem Plan unverzüglich eine grundsätzliche Abfuhr. Solch ein territoriales Triangulum schwäche den Landkreis, da im „Bermuda“-Dreieck nahezu die Hälfte seiner Bevölkerung leben würde.

Deshalb wäre auch kein Hausherr in der 18.-März-Straße an GoWaDruf vorbei gekommen. Egal, welches Parteibuch er besitzen würde.

Das Trio infernale der Rathaus-Herren hatte im Übrigen nicht im Sinn, das Tafelsilber zu verscherbeln. Ganz im Gegenteil.

Eine Liebesheirat wär’s nicht geworden. Doch wie im wahren Leben sprachen schon damals v. a. finanzielle Gründe für einen solchen Städtebund. Höhere Schlüsselzuweisungen vom Land sind das eine. Gemeinsames Nutzen der Ressourcen das andere – egal, ob es im Sozialbereich, der Schullandschaft, bei verkehrs-, wirtschaftspolitischer und städtebaulicher Infrastruktur wäre. Ein vernünftiger „Ehe“vertrag hätte zudem gesichert, dass keiner beim flotten Dreier zu kurz gekommen wäre.

Ich finde noch heute, Doenitz, Scheikel und Brychcy bewiesen Weitsicht: Sie hatten schon vor acht Jahren die Zeichen der Zeit verstanden. Denn damals knüpften der Wartburgkreis und der Landkreis Schmalkalden-Meiningen zarte Bande. Das kreisfreie Eisenach machte einem solchen neuen, starken Südwest-Kreis unübersehbar Avancen.

Schon 2005 war naheliegend, dass Gotha und der Ilmkreis zueinander finden. Beim kleinen Grenzverkehr machte man ja bereits im Drei-Gleichen-Gebiet gute Erfahrungen – und nicht nur bei den ersten drei Drei(n)schlägen.

An der starken kommunalen gothaischen Menage a trois – wäre sie zustande gekommen! – könnte im Übrigen auch heute niemand mehr vorbeikommen, geht es irgendwann um die neue Kreisstadt des Großkreises mit seinen dann rund 250.000 Einwohnern.

Nun, es kam aber anders.
Wie schade eigentlich…

 

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