Oscar-Kolumne: „Wes Brot ich ess, des’ Lied ich sing …“

Neid muss man sich hart erarbeiten.

In einem „Dorf mit Straßenbahn“ wie Gotha erst recht. Das erlebt einer, der das Residenzstädtchen gern so provokativ benennt, eben immer FranX’s und frei seine Meinung sagt. Auch wenn sie anderen nicht behagt. Jenen zum Beispiel, die mit dezenter Diskriminierung reagieren, wenn eine fremde, wenn SEINE Einkaufstüte ins Geschäft getragen wird.

Dabei täte es dem Marktflecken gut, wären hier mehr wie Frank Börner. Der will Kunden, die deshalb zufrieden sind, weil er sie im Zweifel oder aus Mangel an eigenen Angeboten zum Geschäftsmann nebenan schickt. Börner weiß: „Käufer sind scheu wie Rehe. Einmal frustriert, kommen sie nicht wieder. Weder zu mir noch zum Nachbarn …“

Missgunst erleben auch andere, die Erfolg haben.

Wie die Kollmars. Dabei ist OeTTINGER nicht mein Bier. Aber deshalb, weil ich Rotwein im Allgemeinen und einen sizilianischen im Besonderen vorziehe. Auch tue ich mich schwer mit meiner BIGeisterung. Ganz schlicht und einfach deshalb: Ich kapiere die Regeln der rasanten Balltreiberei in der „Blauen Hölle“ nicht.

Dabei braut sich in der Leinastraße seit zwei Jahrzehnten nun schon ein Doppel-Erfolg zusammen. Zum einen sind Hopfen und Malz dort nicht verloren. Anerkannte Prüfer lobpreisen den Gothaer Gerstensaft. Die Einheimischen lassen ihn hingegen links liegen. Trotzdem stiegen Kollmar & Co. in die Brauerei-Bundesliga auf. Das machte sie zu einen der größten privaten Arbeitgeber in der Region.

Noch nicht ganz so Spitze sind die Basketballer. Wenn die nicht genug Körbe bekommen – habe ich gelernt! -, ist das eher schlecht. Die hätten mich mal fragen sollen: Als ich noch Sturm und extremen Drang verspürte, konnte ich mit solchen Behältnissen aus Weidengeflecht handeln. So oft bekam ich welche, als ich diversen Herzensdamen hinterher hechelte.

Wie dem auch sei: Selbst wenn die BIGs (noch) keine Champions sind – deren Verein ist es schon. Bietet rund 200 Kindern und Jugendliche Sinnvolles in deren Freizeit. Das ist doch aller Ehren wert.

Bier wie Basketball sind schlagzeilenträchtig. In den großen Gazetten und auch den eher kleinen. Deshalb, weil wir Journalisten eben jene Themen lieben, die sich groß aufmachen lassen.

Was uns und unseren Blättern dann wiederum und gelegentlich den Anpfiff einbringt, Auftragstexter zu sein und Hauspostillen herauszugeben.

Solche Schmähreden-Schreiber sind gern großzügig. Lassen Fakten außen vor. Finden das Haar in der Suppe und machen daraus dann gleich ein ganzes Toupet.

Auch wenn es schwer fällt, sollten Medienmenschen darüber stehen. Herausgeber sowieso. Sonst kommt noch jemand auf den Gedanken und kontert mit dem volkmündlichen Vorurteil, dass getroffene Hunde bellen.

„Wes Brot ich ess, des’ Lied ich sing …“ So simpel ist das nämlich nicht. Auch wenn einer wie ich da auf einem ganz dünnen Seil balanciert: Rein von der Journalisterei könnt’ ich nicht leben. Hiesige Honorare sind alles andere als üppig. 10 Cent für eine gedruckte Zeile und 15 Euro für ein Foto gelten in Verlegerkreisen lang noch nicht als sittenwidrig.

Also verdiene ich mir meine Euronen auch als Öffentlichkeitsarbeiter und PR-Mann. Bin aber weder Schönredner noch -schreiber.

Nicht alle, die sich meiner Wortdrechslereien bedienten, wurden mit mir deshalb glücklich. Und weil Geld tatsächlich nicht alles ist, gönnte ich mir gelegentlich die Großzügigkeit, dankend Aufträge abzulehnen. Das macht die Runde, spricht sich ’rum.

Auch ich habe eben meinen Preis.
Den der Unabhängigkeit 🙂

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne – “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

 

0 Comments

  • Enrico Stiller (#)
    30.03.2013

    Leider ist meine Anmerkung an die Redaktion scheinbar völlig missverstanden worden, denn das Thema war eigentlich mein berechtigter Zweifel daran, das eine Zeitung, die sich ausschließlich über Werbekunden trägt, nicht objektiv über Missstände berichten würde, die ihre Finanziers mit verschulden. Der beste Beleg für diese These ist diese Kolumne. Von Neid und Missgunst meinerseits gegenüber Hr. Kollmar kann bei mir wirklich keine Rede sein, da ich weder neidisch auf sein Arbeitspensum, noch auf seine Verantwortung Oettinger und der Vereine gegenüber sein kann. Davor habe ich den größten Respekt! Es muß aber erlaubt sein darauf hinzuweisen, das es
    Leute gibt, die unter all den Aktivitäten der Brauerei leiden müssen, auch wenn dieses Thema bei Menschen, die keine Ahnung davon haben, was es heißt Nachbar der Brauerei und demnächst einer Mehrzweckhalle zu sein, unpopulär ist. Das schlimmste ist aber, daß man auch Dank der schreibenden Zunft inzwischen wie ein Aussetziger behandelt wird, wenn man nur die leiseste Kritik an den Zuständen rund um die Leinastrasse äußert.

    • _Der|Aschenbrenner_ (#)
      30.03.2013

      Wovon reden resp. schreiben Sie?
      Ich kenne Sie nicht noch Ihre Konversation mit dem “ Oscar“.
      Ich bin Freiberufler und schreibe meine Kolumnen ausschließlich aus eigenem Antrieb. Das Thema FranX’s, Kollmar und die Befindlichkeiten, ein „Auftragsschmierer“ zu sein, brannte länger schon auf meinen Nägeln und musste nun mal raus – auch nach meinem „O-Ton“ mit Frank B. dieser Tage …
      Meine Mailadresse steht im Impressum – stillen Sie meine Neugier und sagen, was Ihre Seele beschwert!

      • Heidje (#)
        08.04.2013

        es scheint um ein sehr internes Problem zu gehen? Für die Nicht-Gothschen ist der Text irgendwie unverständlich.

        • _Der|Aschenbrenner_ (#)
          09.04.2013

          Ja; in der Tat: Deshalb stand die Kolumne auch im Gothaer „Oscar“.
          FranX’s aka Frank Börner ist hier ein Begriff und etwas über Kollmar zu schreiben, hieße das ebsagte „Bier in die Leinastraße“ zu bringen.
          Die Veröffentlichung dieses „intimen“ Textes diente eigentlich auch nur der Archivierung und Vervollständigung meiner „Raupensammlung“ an Oscar-Kolumnen …
          Jene, die deshalb nur Bahnhof verstanden, seien um Pardon gebeten!

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