Oscar-Kolumne: TotalLokalPatrioten

Schleich-20733-Miesepeter-Schlumpf-Schlumpfenfigur-zum-Spielen-undKlatsch und Tratsch. Beides gehört zum Leben. Beides wurde wissenschaftlich erkundet. Nachweislich erfüllen Klatsch und Tratsch soziale Funktionen, durchaus positive. Sie mindern Aggressionspotenziale und stärken gruppendynamische Prozesse.

Vor allem diese Gruppendynamik kann man vorzüglich in den Sozialen Netzwerken beobachten. Da wird zuweilen um „gefällt mir“-Klicks gebuhlt, als ob davon das Leben abhinge.

Ich mache keinen Hehl daraus: Auch ich setze im „Gesichtsbuch“ verbale Duftmarken ab, provoziere mal mehr, mal weniger. Freue mich dann, wenn sich die eine oder andere Debatte entspinnt. Weil oft die Sichtweisen der anderen erhellend sind, mir einen neuen Blickwinkel gewähren.

Auf Facebook wird aber ebenso unverhohlen gepöbelt, genölt, gemobbt. Zum Beispiel gegen Gotha.

Bekanntermaßen bin ich kein Hiesiger. Wohn‘ und arbeite aber fast mein halbes Leben hier. Habe es bisher nie bereut und finde die Stadt liebens- und lebenswert. Anders offensichtlich als andere. Jedenfalls nimmt nach meinem Empfinden die Zahl der Meckerer enorm zu.

Lieblings-Maulerei ist: „Nix ist tota als Gotha!“ 1994, zur Silvester-Party im Theater-Cafe, erblickte dieses verbale Furunkel  das Licht der Welt. Einer der Darsteller vom Musical „Der kleine Horrorladen“ darf sich der Urheberschaft rühmen. Aber irren ist bekanntlich menschlich.

Natürlich macht es einen Unterschied, ob man abends in Berlin, Leipzig oder Erfurt um den Block zieht oder in Gotha. Weltläufiges Gefühl kann dennoch aufkommen – Beispiel Europeade. Ein wahres Fest der Lebensfreude. Wann sah man je so viele gut gelaunte, singende und tanzende Menschen in Gotha? Die Begeisterung war allgegenwärtig und noch Wochen danach spürbar. Und trotzdem gossen einige Essig in den Wein. Klagten z. B., dass Eintritt für Konzerte genommen wurde. Als ob das unüblich wäre!

Voriges Wochenende gab es die 13. Auflage des Barockfestes. Der Zahl der Besucher war sicher nicht zu vergleichen mit denen, die zum Thüringen-Tag kamen oder zur Europeade. Aber so zahlreich allemal, dass die Stadt auflebte.

Und wieder gab es Wehklagen, u. a. wegen der 7 Euro Eintritt pro Nase.

Zugegeben: Die Tariftafel war eher unscheinbar. Und es mangelte an jedem Hinweis darauf, dass man mit dem grünen Bändchen nicht nur übern Schlosshof flanieren durfte, sondern auch vom Keller bis zum Dachboden dem „Friedenstein“ unters steinerne Kleid hätte schauen können.

Die Debatte auf Facebook war übrigens nach dem Verweis darauf recht schnell beendet. Was bedeutet: Zu viel an Information kann es nicht geben.

Ich finde es trotzdem befremdlich, dass Gothaer ihr Daheim schlecht reden. Das tut nicht Not, noch schafft es Abhilfe: Schlechter Leumund ist nämlich wie Hundescheiße. Dagegen kann man nicht anstinken.

Doch es geht auch anders: Statt meckern mitmachen! Die „Orangeriefreunde“ zeigen es seit Jahren. Der Gewerbeverein, die AG Lebendige Innenstadt und andere zuweilen verrückte Ideen wie die Hochbeet-Aktion stehen dafür.

Und ich plädiere zudem für einen guten, gesunden Lokalpatriotismus. Der ist für mich die einzige richtige, weil optimistische Antwort auf alle Nölärsche dieser Welt, deren Missmut und Miese-Laune-Macherei.

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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