„Oscar“-Kolumne: Gotha – the small apple

Wir vom “Oscar” sind frech. Kannste glauben!

Und unser „Oscar“ ähnelt ein wenig dem berühmten Ferrero-Überraschungsei: Er bietet Ihnen Spannendes, manchmal was zum Spielen und sollte auf Sie wirken wie Schokolade – süchtig machen nach mehr und glücklich dazu!

Ich für meinen Teil schätze vor allem die spannenden Geschichten. Nun berichtet zwar aus Mangel an A-, B- und sogar C-Prominenz (sorry, lieber Knut …) selten die Zeitung mit den vier großen Buchstaben über Gotha. Auch laufen kaum RTL- oder „Brisant“-Teams, DSDS-, „Superstar“-Scouts oder Dschungelcamp-Kämpen hier alle Nase lang herum. Was Schlagzeilen in der weiten Welt wert wäre, findet eben nicht statt.

Und ich fürchte, das wird sich auch im Juli nicht ändern. Google findet zwar „ungefähr 2.800 Einträge“ für „Thüringentag 2011“ und damit 750 mehr als für den vergangenen, 13. „Wir feiern uns im Freistaat mal selbst, weil ja sonst uns keiner feiert“-Tag. Wenn das mal kein Omen ist …

Womöglich ist’s aber die Stille vor dem großen PR-Sturm? Dem Kult(o)urstadt-Chefindianer Schiefelbein ist es allemal zuzutrauen, dass er über Nacht zum Super-Mario wird, dann sein Stamm der Scho“Schonen“ den Kampagnen-Klappstuhl ausgräbt.

Doch die Hiesigen waren und sind schon immer clever gewesen. Kommt die weite Welt nicht nach Gotha, gehen die Gothaer eben „… in die weite Welt hinaus“. Und weil es heute an Menschen edlen Geblüts gebricht, die sich so wirkungsvoll vermählen ließen wie einst Albert (jener Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha, nach dem auch ein interessantes und höchst selten öffentlich zur Schau getragenes Piercing, kurz PA, benannt ist), geht Hänschen klein nicht ganz allein, sondern meist mindestens in Zweier-Gruppen auf Welt-Tournee.

Wie die Ditters. Der Foto-„Graf von Tabarz“ Peter (Foto) und seine Gemahlin Christiane trieb es im vorigen Frühjahr über’n großen Teich in „die Stadt, die niemals schläft“. Wussten Sie, dass es Filme von 1924 und 1953 dieses Titels gibt und dass auch Tel Aviv diesen Slogan für sich beansprucht?

Doch wohl bei fast jedem von uns weckt diese Schlagzeile die Assoziation zum „Big Apple“, wie die Stadt an Hudson und East River auch genannt wird. Ditters Peter, seit langem schon der Fotografie und seit etwas kürzerem nun dem Charme der wohl bekanntesten Stadt der Welt verfallen, hatte einen lichtbildnerischen Sieben-Tage-Rausch. Den wohlbehalten überstanden und heimgekehrt, fanden dann rund 1.500 Aufnahmen Bestand vor seinem kritischen Auge. Eine exquisite Auswahl davon hängt seit vorigem Samstag unter Dach der „Klinik am Rennsteig“. Sie sind frei zugänglich und somit für jedermann (und –frau) die Einladung, auf einen kleinen visuellen Stadtrundgang zu gehen.

New York kann man nur lieben. Oder man hasst den Moloch. Das hat die Metropole mit ihren 19 Mio. Einwohnern mit jener am Leinakanal gemein. Man muss es sich mal vorstellen: Auf drei Quadratkilometern leben in N.Y. so viele Einwohner, wie sich im Residenzstädtle auf der 23-fachen Fläche verlaufen. Da geht’s uns doch gut, oder?

Deshalb heißt aber dieser Schmelztiegel von Kulturen und Nationen nicht „Big Apple“!

Das „Museum of the City of New York” klärt bislang Unkundige wie mich auf, dass dieser Begriff erstmalig in dem 1909 herausgegebenen Buch von Edward S. Martin „The Wayfarer in New York“ („Der Reisende in New York“) gebraucht wurde. Martin erklärt mittels einer Metapher, was die Menschen im Mittleren Westen empfanden, da New York einen aus ihrer Sicht so ungleich wie ungerecht größeren Anteil des Reichtums des Landes erhielt: „New York war lediglich eine der Früchte jenes großen Baumes, dessen Wurzeln im Tal des Mississippi gründen und dessen Äste sich von einem Ozean zum anderen breiten … Aber the big apple (New York) erhält einen unverhältnismäßig großen Anteil des nationalen Lebenssaftes.“

Kommt mir irgendwie bekannt vor!? Als einst, vor Ur- und Unzeiten die „Berlin-Initiative“ gestartet wurde, maulte und meuterte die „Rest“-DDR im vergleichbaren Tone. Tja, Neid muss man sich hart erarbeiten. Weltweit.

Wie dem auch sei: In den 1970ern wurde der Begriff durch eine Werbeaktion des „New York Convention and Visitor’s Bureau“ (Fremdenverkehrsbüro) zu neuem Leben erweckt. Das Büro machte einen roten Apfel zum Werbeträger, pries New York als „the big Apple“ an. 1997 wurde sogar vom Stadtrat – auf Anregung und mit Unterstützung des Big Apple-Sachkundigen Barry Popik (ja, so etwas gibt es!)  – die Südwestecke der 54. Straße West am Broadway in Manhattan zur „Big Apple Corner“ umbenannt.

Bei aller Liebe, da können wir mit unserem St. Gothardus nicht anstinken. Auch taugt die Ceverlatwurst nur bedingt als Motiv für T-Shirts und Tassen.

Aber weil wir beim „Oscar“ auf die Weisheit der Massen vertrauen (die es im Übrigen wirklich gibt – nachzulesen u. a. auf Wikipedia, Stichwort „Die Weisheit der vielen“!) starten wir jetzt, heute und hier OSDGMFUGRG – den unglaublichen Wettbewerb „Oscar sucht das geilste Maskottchen für unsere geliebte Residenzstadt Gotha“.

Vorschläge per Mail an redaktion@oscar-am-freitag.de

Dem Sieger, der Siegerin winkt ewiger Ruhm!

(überarbeitete Kolumne der „Oscar am Freitag“-Ausgabe Gotha vom 28. Januar 2011)

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