Näher dran?!

Ein Klick. Sekunden später weiß ich, was in Mailand, Moskau, Madrid und Miami abgeht, wer wen verklagt, gefeuert oder geschwängert hat, wo’s brennt oder an welcher Ecke unseres globalen Dorfes die einen den anderen die Schädel einschlagen. Selbst wenn der berühmte Sack Reis in Peking umfiele – dank Internet und abertausenden Informationsjägern und –sammlern bin ich unverzüglich im Bilde.

Bin ich das wirklich?

Fast 24 Stunden ist mein Handy an, bin ich erreichbar. Mit der kleinen Wunderkiste kann ich Mails lesen und beantworten oder Faxe bekommen. Selbstverständlich schon, dass man damit fotografiert und hernach die Bildlein hin- und hersendet. Wer redet da noch über SMS oder schlichtes telefonieren? Ich bin rundherum informiert.

Bin ich das wirklich?

Abends schlägt die Flut der wichtigen und weniger wichtigen Nachrichten aus den vielleicht 30 TV-Kanälen, durch die ich mich zappe, über mir zusammen. Und falls ich was über Nacht vergessen haben sollte: zum Frühstück am Morgen kann ich alles noch einmal in meinen beiden Tageszeitungen nachlesen.

Alles?

Ab und an hocke ich in meiner Lieblingskneipe. Schon beim Reinkommen heißt es: „Und? Was gibt’s Neues?“ Denn außer Speis’ und Trank handeln die Wirtsleute Heinemann auch mit Nachrichten, auch manchem Klatsch und Tratsch.

Unsere Vorfahren trafen sich am Brunnen vor dem Tore, unterm Lindenbaum. Dort – beim Wasserholen – funktionierte die Nachrichtenbörse. Man wußte voneinander und übereinander Bescheid. Das verband.

Trotz Internet, Radio, Fernsehen, Tageszeitung, Telefon und Fax wissen wir heute manchmal nicht einmal, wie unser Nachbar heißt.

Und weil wir ein bissel mehr über unser Zuhause und das nächste Drumherum wissen sollten; brauchen wir auch weiterhin gut gemachte Lokalzeitungen.

Basta.

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