Das Wort zum MUTwoch (94): Euro-Rettungsschirm für Ehrenstein

Annemieke ist ein kesses Mädel. Die Zweieinhalbjährige schaut wachen Blicks aufs Treiben auf dem Ohrdrufer Weihnachtsmarkt. Gerade noch plapperte und schnatterte sie mit Mama Anika. Plötzlich …

… plötzlich steht der Weihnachtsmann vor ihr! Oh Schreck! Aber Ausbüxen geht nicht.

Vorsichtshalber nimmt sie größeren Sicherheitsabstand zum Rotmantel. Da hilft auch kein Bestechungsversuch mit Süßigkeiten.

Als aber hinter ihm die Schneekönigin um die Ecke kommt, mild lächelnd der Kleinen übern Kopf streichelt, ist alles wieder gut.

Der Rauschebart feixt sich eins: „Das Mädel hat Charakter!“ Manfred Ständer ist in seinem Element.

So wie immer, geht es um Ohrdruf, um den Weihnachtsmarkt.

Jener im Hof von Schloss Ehrenstein gehörte zu den schönsten, die man im Landkreis finden konnte: Seine märchenhafte Renaissance-Kulisse war das eine. Die kuscheligen, liebevoll bestückten und nahezu kommerzfreien Stände das andere.

2013 ist alles anders.
2013 musste man einen Steinwurf weiter ziehen.

Weil „2013 – Das Jahr als Ehrenstein abbrannte …“ war, wie noch die Urururenkel der heutigen Ohrdrufer berichten werden.

Aber auch das Jahr, als das Schloss – der griechischen Sagengestalt Phoenix gleich – wieder aus seiner Asche auferstand.

Schon Stunden nach dem schrecklichen Heulen der Sirene stand das fest.
Denn das Schloss ist das Herz der Stadt.

Die Balken qualmten noch, als erste Rettungsanker geworfen wurden. Landkreis, Kreissparkasse und Raiffeisenbank kümmerten sich zunächst um die beiden obdachlos gewordenen Familien. Spendenkonten stehen seit dem Tag danach zur Verfügung.

131214 OhrdrufSchlosser Ingolf Darr baute in der Nacht vorm Weihnachtsmarkt eine eiserne Nachbildung des Schlosses als gigantische Spendenbüchse. Die bewachte und bewarb erfolgreich „Frau Holle“ alias Christina Ständer. Sie legte auch gern Hand an, drohten die Geldscheine im Sparbüchsenschlitz, einer Esse, stecken zu bleiben. Knapp 1.000 Euro kamen wohl so am ersten Tag zusammen. „Einfach überwältigend“, strahlte die begeisterte Bettenschüttlerin und wirft der Schneekönigin, die gerade hereinschneit, eine Kußhand zu. Das hat familiären Hintergrund: Die weiße und gar nicht so kühle Schönheit macht den flotten Ständer-Dreier komplett – es ist Christinas und Manfreds jüngere Tochter Anika (31).

Und am Wochenende erlebte der Ehrenstein-Euro seine Premiere: Das ist quasi Not-Groschen und Ersatz-Währung für die Wiedergeburt des Schlosses und eine Idee von Dr. Bettina Aschenbrenner. Die Geschäftsführerin des hiesigen Tourismusverbandes „Thüringer Wald/Gothaer Land e. V.“ kriegte dafür mal wieder beim Autofahren die kreative Kurve. Das hat Tradition – schon der „Drei(n)schlag“ ward so geboren …

Mit dem Landkreis, dem Druck- und Medienzentrum Gotha (DMZ) und „Oscar am Freitag“ fanden sich schnell Partner. Die 80.000 Gute-Sache-Geldscheine sind durchnummeriert und können in den Tourist-Informationen im Landkreis Gotha für mindestens 1 Euro erworben werden.

Schon am Samstag waren in Ohrdruf die 1.000 dorthin gelieferten unters Volk gebracht. Nachschub tat not: Deshalb ließ DMZ-Boss Werner Creutzburg nach einem SOS vom Weihnachtsmarkt alle Samstags-Nachmittags-Feierabend-Jobs stehen und liegen, stürmte in seine Firma und brachte weitere 2.000 Stück nach Ohrdruf: Damit der einzig wahre Euro-Rettungsschirm weiterhin aufgespannt bleibt.

Die Spendenkonten:
Raiffeisenbank Gotha eG
Konto-Nr. 14 14, BLZ 820 641 68,
BIC-Code: GENODEF1GTH
IBAN: DE05 8206 4168 0000 0014 14

Kreissparkasse Gotha/Zweigstelle Ohrdruf
Konto-Nr. 500 000 069, BLZ 820 520 20,
BIC: HELADEF1GTH
IBAN: DE39 8205 2020 0500 0000 69

VR Bank Westthüringen eG/Zweigstelle Ohrdruf
Konto-Nr. 293 091, BLZ 820 640 38
BIC: GENODEF1MU2
IBAN: DE59 8206 4038 0200 2930 91

Bitte immer einen Verwendungszweck angeben:
„Betroffene Familien Schloss Ehrenstein Ohrdruf“
oder
„Wiederaufbau Schloss Ehrenstein Ohrdruf“

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

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