Das Wort zum MUTwoch (82): Vorsicht Kunde!

vodafoneLehren fürs Leben:
1. Unwissen schützt vor Strafe nicht.
2. Bequemlichkeit kommt einen teuer zu stehen.
3. Treudoofe machen Multis reich.

1991 erlag ich den Verheißungen der schönen neuen Mobilfunkwelt. Wurde Kunde bei den „Mannesmännern“. Die bewiesen oft genug, dass sie ihren Kunden nicht nur teuer waren, sondern sie dafür auch lieb hatten. Der Service war 1a.

2001 verkaufte Mannesmann seine Telefon-Sparte an Vodafone. Weil alles scheinbar blieb, wie es zuvor war, sah ich keinen Grund zum Wechsel. Und bis vor zwei, drei Jahren hatte ich auch keinen Grund zur Klage: Vodafone war nicht billig, dafür aber in Sachen Netzabdeckung und –qualität Spitze. Hatte ich ein Anliegen, halfen meist sehr nette, kompetente Menschen. Ein Anruf genügte – und alles war wieder gut.

In all den Jahren wechselte ich deshalb weder den Anbieter noch den Tarif. Höchstens dann, wenn ein netter Kundendienstler mich anklingelte und mir einen besseren, stets  günstigeren als den zuvor anbot: Immer bekam ich eine schriftliche Bestätigung der Absprachen. Immer war alles korrekt. Ich war begeistert!

Dann fing der Kummer an. Was an mir lag; zunächst. Weil ich nicht an Adam und Eva, der so gesunden Frucht der Erkenntnis und das Paradies dachte.

So wollte auch ich ein schickes, hippes Klingeldingsbums mit dem angefressenen Äpfelchen auf der Rückseite. Deshalb brauchte es nicht einmal eines Überredungs-Künstlers an der Hotline: Ganz freiwillig ließ ich mich an die heiße Leine nehmen.

Dass der Eierfön-Tarif teurer war als alles zuvor, leuchtete mir ein. Schließlich konnte ich nun auch im WehWehWeh-Wahn sein – wann und wo ich wollte. Musik hören. Mir einen Wolf mailen und simsen wie der Satan. Meine Knipsbildchen verteilte ich und sogar völlig verwackelte Videos fanden Interessenten. Nicht zuletzt verhalf Vodafone so Mark Zuckerberg zu einem weiteren Jünger.

Weil wie ich immer mehr immer mehr wollten, purzelten die Preise. All-Net-Flats für keine 30 Euro bekam ich zwar mit. Sie holten mich aber nicht aus meiner Lethargie, weshalb ich weiterhin locker das Doppelte löhnte.

Zudem waren der eine oder die andere, die Billigheimern auf die Leimrute gingen, nur solange begeistert, bis es eines Services bedurfte.

Dann zeigte sich nach gut 18 Monaten im Herbst 2011 mein Apfel angefressen und muckte. „Kein Problem“, hieß es. Ein simpler Telefontausch sollte alles richten – ohne Auswirkungen auf den Vertrag und seine Laufzeit. 24 Stunden später hatte ich ein neues Spielzeug. Und die Welt schien in Ordnung.

Bis die nächste Rechnung kam, die nahezu doppelt so hoch ausfiel wie die zuvor: 120 Euro brutto für eine Komplett-Flat. Das war der Hammer!

Auskunft der Hotline: Neues iPhone 4s, neuer Vertrag. Widerstand zwecklos, kein Telefonmitschnitt vom Gespräch davor. Ich gab dennoch nicht auf, rief x Mal an, schrieb erst freundlich, dann immer bestimmter.

Im Frühjahr 2012 kam eine knappe Mitteilung: Der alte, allemal auch nicht gerade günstige Vertrag sei wieder reaktiviert. Den verlängerte ich im Herbst 2012. Und bekam als Dankeschön das neueste iPhone dazu.

Um es abzukürzen: Im Frühjahr 2013 eröffnete Vodafone seine Preis-Offensive. Die Leistungen meines Vertrages wurden Neukunden für 24,99 Euro offeriert. Diese Tarife stünden mir nach Ablauf meines Vertrages ab Herbst 2014 offen, hieß es immer wieder. Mein Frust wuchs.

Urlaub in der Bretagne im Juli kostete dann plötzlich pro Tag 5 Euro mehr, fürs „Reiseversprechen“. Nicht von mir geordert, demnach auch nicht vereinbart. Wen stört’s?

Jetzt war’s genug: Ich kündigte.

Ein großes Meinungsforschungsinstitut meldete sich zwei Tage später. Man wolle herausfinden, warum jemand nach mehr als 20 Jahren seiner Marke untreu werde. Ich redete Klartext.

Tags darauf bot mir Vodafone 5 Euro monatliche Gutschrift bis zum Vertragsablauf. Ich verzichtete – weil es mir nur bedingt ums Geld ging.

Am Tag, als Vodafone zugeben musste, dass 2 Mio. Kundendaten geklaut worden waren, hatte in Saarbrücken zu tun. Mein Telefon wählt automatisch den Netzbetreiber. Deshalb war ich wohl für ein paar Stunden „falsch“ eingeloggt, was mir schlagartig klar wurde: Mails abgerufen, parallel dazu kommt die SMS, das man sich freue, mir 5 Euro laut „Reiseversprechen“ abzunehmen.

Ich war freundlich zu dem Menschen an der Hotline. dachte, der hat an diesem Tag eh einen Scheiß-Job. Nach 25 min. Wartezeit war er dann für mich da. Er hörte kurz zu, unterbrach mich aber abrupt. Sagte, ich solle eine SMS mit dem Code „World“ an irgendeine Nummer senden zum Aus- und eine mit „plus“ zum Einschalten meines Services.

Und noch ehe ich etwas erwidern konnte, kam dann der Satz: „Und übrigens: Wenn Sie  Ihr Handy nicht bedienen können, ist das nicht unser Problem.“

Ich bin selten um Worte verlegen.
Aber da bekam ich kein Wort heraus.

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

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