Das Wort zum MUTwoch (81): KlarTextTermin

Ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz machen!

Je öfter ich das tue, desto länger brauche ich. Weil ich mich nicht – besser: nicht so schnell – entscheiden kann.

Ich verstehe einfach nicht, was mir die Parteien sagen. Oder sagen wollen. Trotz Ost-Abitur, Studium an der Uni zu Leipzig und jahrelanger Wortdrechselei und Schreibtischlerei.

Zudem klingt vieles so ähnlich: Löst man Passagen aus den Papieren und fragt nach dem Urheber der mal markigen Sprüche, mal schwammigen Verheißungen, wird es lustig. Oder gruselig – wie man will. Da verschwimmen links und rechts, konservativ und grün-alternativ im abstrakten Polit-Sprech.

Den untersucht Frank Brettschneider. Der Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim prüfte die Parteiprogramme auf Verständlichkeit. Sein Fazit dieser Tage im „DRadio Kultur“ kam nicht unerwartet. Bandwurmsätze oder Wortungetüme wie „Rebflächenmanagementsystemen“, „Aufstandsbekämpfungsstrategien“ oder „Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz“ seien üblich. Solche Begriffe gingen Fachleute, die sich täglich damit beschäftigen, vielleicht ganz gut über die Lippen gehen. „Für Laien sind sie aber unverständlich.“

Brettschneider selektierte nach Anglizismen, Fachwörtern, kompliziertem Satzbau etc. und vergab Punkte von 0 bis 20: „20“ stand für „vollkommen verständlich“ – „0“ fürs Gegenteil. Während gute Radionachrichten „irgendwo zwischen 14 und 16“ lägen, markierten die Piraten mit 5,8 dabei das Schlusslicht. Das sei vergleichbar mit politikwissenschaftlichen Doktorarbeiten. Am besten schnitt die CDU/CSU ab, die auf 9,9 kam.

In solchem Zusammenhang bringe ich oft und gern folgendes Zitat: „Sage, was Du denkst, tue, was Du sagst und sei, was Du bist.“

Das stammt von Alfred Herrhausen, einem Ex-Vorstand der Deutschen Bank.
Und das zu kennen, schadete nicht einmal Wahlkampf-Managern.

Denn Parteien verstehen wohl immer noch nicht, was Wähler ihnen vermitteln, wenn sie der Wahlkabine fern bleiben oder zwischen politischen Extremen irrlichtern.

Dabei ist es so einfach.
Wir wollen Klarheit.
Ich will verstehen.

Deshalb: Sagt mir, was Ihr denkt. Tut, was Ihr sagt. Und – verdammt noch mal –  seid, was Ihr seid.

Sonst bleibt es selbst für mich auf ewig ein Kreuz mit dem Kreuz machen.

Dennoch allen einen guten MUTwoch! Und am Sonntag wählen gehen, es sei denn, Ihr wollt keine Wahl haben 🙂

0 Comments

  • […] Wir haben mal wieder die Wahl. Oder eigentlich haben wir keine Wahl – außer der, wählen zu gehen. Alles andere wäre doof. Doof ist aber auch, dass es Gründe gibt, warum es ein Kreuz mit dem Kreuz machen ist … […]

  • jochen rainer (#)
    19.09.2013

    Die Brettschneider-Studie beweist offenbar meine These, wonach die CDU/CSU mit ihren simpel gestrickten, nichtssagenden Worthülsen bei den geistig Benachteiligten auf Stimmenfang geht. Und Dank der schwarzen Schulpolitik wird auch in Zukunft an der konservativen Wählerschaft mit dem vorgenannten Handykap kein Mangel herrschen. Voll krass schade, ey!

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