Das Wort zum MUTwoch (70): Was Du heute kannst besorgen…

„Was Du heute kannst besorgen..“

Eigentlich gehörte dieser volksmündlich überlieferte Ratschlag ins Phrasenschwein. Ein Phrasenschwein ist eine äußerst praktische, lehrreiche Angelegenheit: Ich lernte es 1982 kennen, in der Lokalredaktion der „Lausitzer Rundschau“. Da zeigte mein damaliger Chef Manfred Kraszon dem Schreiberlein-Frischling eine Sparbüchse. 50 Pfennig für jede Plattitüde mästete es. Die waren – erst recht damals! – so selten nicht. Also gab es zum Jahresende ein Phrasenschwein-Schlachtfest und davon eine schöne Brigadefeier.

„Was Du heute kannst besorgen…“ hat es trotzdem nicht verdient, als Etikett „sprachliche Blähung“ zu bekommen. Es ist, wie ich finde, im besten Sinne eine Lebensweisheit. Tragische Ereignisse der letzten Wochen erinnerten mich dramatisch daran: Niemand weiß, was der nächste Tag bringt. So man ihn erleben darf…

Ich bestimme gerade mein Koordinatensystem neu. Dazu gehört, Wichtiges von weniger Wichtigem zu trennen. Richtig wichtig im Leben sind Freunde. Weshalb ich derzeit viel reise. Quer durch die Republik. Meist auf den Spuren meiner Vergangenheit.

Ein Knotenpunkt dabei – Leipzig. Hier lebte ich ein Jahrzehnt. Ich studierte. Dann arbeitete ich an der Universität, dilettierte an meiner Doktor-Arbeit. Beide Töchter kamen in der Zeit zur Welt.

Und die Welt änderte sich radikal in diesem Jahrzehnt. Die Zeit von Mai 1989 bis zum Februar 1990, als ich dann für die neu gegründete „Thüringer Allgemeine“ ins Eichfeld ging, war de aufwühlendste, aufregendste, spannendste meines Lebens.

Freunde seit damals und schon aus den Jahren zuvor im Studium: Antje und Steffen. Die beiden sind grundverschieden zu mir. Ich fürchte, ich rede in einer Stunde so viel wie die beiden den ganzen Tag. 🙂

Trotzdem war vom ersten Tag an viel Neugier, noch mehr Sympathie und eine große Zuneigung da. Und vor allem ein tiefes Vertrauen in- und aufeinander. Das ist so rar wie unbezahlbar: Zu wissen, dass jemanden auch dann noch da ist, wenn man das heulende Elend kriegt…

Während Steffen heute noch als Sport-Journalist arbeitet, folgte Antje irgendwann ihrer wohl ebenso großen Berufung und Neigung und wurde Heilpraktikerin.

Die Journalistin in ihr ist aber immer noch da. Und keineswegs in homöopathischen Dosen.

Deshalb diente das vorige Wochenende bei beiden nicht nur dazu, die Patina von Erinnerungen wegzupolieren. Das auch.

Wir debattierten ganz viel über Klimawandel und Hochwasser, über Aluminium in Trinkwasser und Kosmetika, über vertane und genutzte Bildungschancen auch unserer Kinder, über Bundesliga-Fußball und gute Musik, über echte und vermeindliche Theater-Skandale…

Und über Freundschaften und was sie ausmacht. Warum manche eben auch nach Jahren der relativen Funkstille frisch und unverstellt sind wie die unsere. Wie gut das tat!

Ende August besuchen sie mich in Gotha. Zuletzt taten sie das vor rund fünf Jahren.

Ich freue mich schon jetzt. Und ich bin sicher, dass wir uns jetzt wieder viel öfter sehen werden.

Weil wir überzeugt davon sind:
Was Du heute kannst besorgen…

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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