Das Wort zum MUTwoch (57): Sockenschuss*

Zwei linke Hände. Die hat der Herr Aschenbrenner. Auch deshalb wurde er Mundwerker, nicht Hand- noch Heimwerker.

Die Abwesenheit solch handfester Talente stören mich nicht. Höchstens, bin ich selbst darauf angewiesen oder werde gefragt, ob ich auch noch über solche Qualitäten verfüge. Dann fühlt sich einermeiner doch recht unfertig oder gar wie entmannt.

Dabei hätte ich beinahe zum perfekten Hausmann getaugt – dank Nadelarbeitsunterricht bei Frau Nötzel in den späten 1960-er Jahre in Bernsdorf, in der Oberlausitz. Ich konnte stricken – z. B. meinen blau-weißen Fanschal für den 1. FC Magdeburg, weshalb ich mörderlich aufs Maul bekam, als ich damit in Dresden im Stadion im falschen Block auftauchte. Die Kunst des Häkelns beherrschte ich auch, verschenkte daher diverse Topflappen alle Jahre wieder zum Frauentag, von denen sogar noch welche existieren …

Und ich wusste einen Stopfpilz zu nutzen.

Ein Teil, das heute wohl nur noch „Uhus“ wie ich kennen. Man muss schon ein halbes Jahrhundert auf diesem Planeten wandeln, um von dessen Existenz zu wissen und womöglich auch seinen Gebrauch zu beherrschen:

Dereinst kreuzten Großmütter in Isolationshaft auf heimischer Ottomane oder im Kollektivrausch im „Klub der Volkssolidarität“ die Nadeln, um Kinder- und Herrensocken zu produzieren. Nicht für blaublütige Bälger (das ist ein Gothaer Insider-Witz mit Bezug auf die „Junge Welt“, KK und Herzogin Kates Mädchen …), sondern um Masche für Masche planwirtschaftlichen Mangel zu managen.

Damals wie heute verschleißen solchen Fußhüllen.
Damals kam der Stopfpilz zum Einsatz, der deshalb so hieß, weil das hölzerne Teil aussah wie es aussah. Die perforierte Socke wurde drübergezogen und mit speziellem Stopfgarn und Stopfnadeln ging es ans Löcher stopfen. Was schlaglichtartig den Ursprung dieser geflügelten Phrase erhellt …

Heute?
Heute kostet ein Zehnerpack Sportsocken weniger als eine McDonalds-Portion. Das lässt uns zu Verschwendern werden – und fett.

Und wieso kam ich nun auf die Socken-Story?

Simpel.
Samstag stand – wegen eingangs erwähnter Ungeschicklichkeiten – nicht ich, sondern der Freund meiner Tochter auf der Leiter. Gardinen mussten vor die Fenster. Ich bin schließlich nur verbal ein Exibitionist.

Der bajuwarische Bursche versuchte daher, mit steinalten Steinbohrern (DDR-Bückware) und meinem 20 Jahre alten Bosch-Schlagbohrer Schwerbeton zu perforieren. Das war viel Lärm um Nichts. Nach zweieinhalb Stunden hatten wir einen halben Hörsturz, zwei Gardinenstangen eher provisorisch befestigt, wofür allerdings ein halbes Dutzend musealer Bohrer verglühte.

Und ich die ganze Zeit seine löchtigen Socken vor Augen …

Habt dennoch Mut und genießt den Mittwoch 🙂

* Der Sockenschuss ist ein Begriff aus dem Wäschereiwesen, wo es darauf ankommt, einzelne Socken nach dem Waschen nicht mühselig sortieren zu müssen. Zu diesem Zweck werden Sockenpaare vor dem Waschgang an der Fußspitze mittels dünner Nadel und Faden mit einem Stich leicht zusammengenäht, sodass nach dem Waschvorgang eine problemlose Trennung (in der Regel ohne Schere oder Messer) möglich ist.

Sockenschuss bezeichnet ebenfalls eine Heftzange, mit der man die Socken vor dem Waschen vereinen kann, so dass diese mittels Heftfäden beim Waschen zusammengehalten werden und nach dem Waschen nicht mehr sortiert werden müssen.

Als saloppe Redensart („einen Sockenschuss haben“) bezeichnet der Begriff Personen, die leicht verrückt oder nicht ganz bei Verstand sind. (Quelle: Wkipedia)

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne – “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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