Das Wort zum MUTwoch (48): Abgänge

070404 Aschenbrenners neues Home 062Dreimal umgezogen sei wie einmal abgebrannt. Sagt man. Ist der Aschenbrenner demnach so etwas wie der mystische Vogel Phönix? Dann erlebe ich aktuell die sechste Wiedergeburt.

Wähnte sich der legendäre Flattermann, den es übrigens in zahllosen Varianten zahlreicher Volksmythen gibt, irgendwie in hoffnungsloser Situation, entflammte er. Sich selbst. Um hernach jünger, neuerlich erstarkt und schöner denn je aufzuerstehen.

Verbrennen scheint mir aber von allen Todesarten, die einem widerfahren können, die schmerzhafteste. Ich habe da deutlich andere Präferenzen: Man erinnere sich an das Fass Rotwein und den Mönch aus „Der Name der Rose“.

Da ich allerdings mindestens so alt wie mein Großvater Erich L. aus F. werden will, habe ich diese Wahl der Qual nicht in den nächsten 38 Jahren …

Wiedergeboren wäre zudem auch nicht ganz zutreffend für meinen derzeitig gefühlten Körper- und Geisteszustand. Eher wie durch den Wolf gedreht. Auch, weil ein gewisses Talent zur Tollpatschigkeit vorhanden scheint. Sicherlich nicht von meiner Frau Mama vererbt, der praktisch-pragmatischen. Bleibt also nur mein biologischer Vater: Peter K. – nimm mir diese Schlussfolgerung nicht übel, da oben auf Deiner Wolke, die Du seit 51 Jahren bevölkerst …

Jedenfalls hatte ich vorigen Freitag einen abartigen Abgang. Mit bücherbestückter Bananenkiste. Von der 2. zur 1. Etage in der der Mönchelsstraße 16a im nahezu freien Fall. Die A(ua)-Note war hoch – verdrehtes Knie, gedehntes Band. Die künstlerische Bewertung wäre eindeutig besser ausgefallen, hätte es Augenzeugen von Aschenbrenners Absturz gegeben. Elegant die Treppe runterzufliegen, habe ich nämlich oft genug geübt. Und nicht erst in den letzten sechs Jahren in der Mönchels Street …

Es war schon eine Menge Wehmut dabei, als ich Sonntag Nachmittag zum vermutlich letzten Mal die dortige Haustür abschloss. Welche Begeisterung empfand ich im März 2007 übers neue Domizil?!?

Aschenbrenners gaben dazumal ihr kleines, kuscheliges Waltershausen fürs aufregende, pulsierende (Groß-)Stadtleben in Gotha auf. Wir landeten im niedlichsten Dorf in Gotha-City – im „Mönchelshof“, zwischen Mönchels- und Schwabhäuserstraße, Stiftsgasse und Querstraße.

Schon am ersten Abend, während wir noch mit Umzugskartons, Möbelteilen und Grünpflanzen hin- und herwuselten, klopfte es an die (Terrassen-)Tür. Ronald, quasi der Brad Pitt unserer Nachbarn „Mr. und Mrs. Smith“, lud uns auf Bier und Bratwurst. Die „Mönchelsstraßen-Gang“ feierte die traditionelle Winteraustreibung. Es wurde ein längeres Stehbankett unter freiem Himmel mit Karina, Matthias, Franka, Bernd, Frank, Beate, Rino, Tina, Beatrix sowie „Schmidt und seiner Frau“ Ute. Und mit einer tatsächlich umwerfenden „Mounie“. So klingt es lautmalerisch, stellte sich im schönsten Gothsch unsere Nachbarin im östlichen Quartier namens „Monika“ vor. Eine Woche später übrigens feierte die Weiberschar schon Frauentag bei „unserem“ Italiener Rino, seiner „bella mamma“ sowie dem großen Kochlöffel- und sonstigen Künstler Giuseppe.

Binnen der ersten vier Wochen gab es drei solche Hof-Partys. Zudem traf man sich Heiligabend 20 Uhr an der Schneebar – wenn es Väterchen Frost gut meinte. Silvester wanderten die Daheimgebliebenen von Küche zu Küche …

Auch sonst fand sich immer wieder einmal einer oder eine, die reihum lief und fürs Wochenende zum gemeinsamen Rost-Anwerfen lud. Doch nachdem Frank Sch., der ungekrönte Grill-König, samt Familie in Gothas Süden ausflog, schlief die schöne Tradition zunehmend ein.

Sicher auch, weil die alte Stamm-Mannschaft zusehends schrumpfte: Nach dem Abgang von Schönes kehrte alsbald unsere direkte östliche Nachbarin Beatrix B. nicht nur der Mönchelsstraße und Gotha, sondern sogar Thüringen den Rücken. Auch der westliche Flügel leerte sich: Erst machten Ernsts Ernst und gingen nach Schwabhausen. Dann schnappte sich Tina K. ihre Kledasche, Sohnemann Julius, Katzek Bommel und den geduldig ausharrenden Enrico, um der „Schönen Aussicht“ zu weiterer Attraktivität zu verhelfen.

Und jetzt also auch die Aschenbrenners.

Aber: Geht eine (Haus-)Tür zu, geht immer woanders eine andere auf.
Nun eben die in der Helenenstraße …

Seit 29. Februar 2012 gibt es “Das Wort zum MUTwoch” in der

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne – “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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