Das Wort zum MUTwoch (132): 101 Sekunden öffentlich-rechtlicher Sendeausfall

Ich habe keine Ahnung von Fußball: Als Bürschlein klein im vorigen Jahrtausend hatte ich ein paar prägende Oberliga- und Stadion-Erlebnisse. Seither finde ich: Fußball ist ein Sport von Verrückten für Verrückte.

Solch Verrückten wie Marcel Wedow.

Der träumte nicht sein Leben, sondern lebt seit 2005 seinen ganz großen Traum – mit der „Fussballzeitreise“. Der Typ aus Tabarz toppt damit so ziemlich alles, was mir bisher an Leuten, die für etwas Feuer & Flamme sein können, übern Weg gelaufen ist.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Leidenschaft, Kraft, Geduld, Ausdauer, Herzblut, Zeit und Geld etc. Marcel Wedow in dieses Projekt gesteckt hat. Aber solch ehrenamtliches Engagement scheint gefährlich ansteckend zu sein. Wedow stemmt daher die Kiste nicht allein und der völlig Fußball-Verrückte hat deutlich mehr als elf Freunde um sich geschart. Die sich den A…. aufreißen.

Deshalb kennt man Wedow, die „Fussballzeitreise“ und Tabarz in Thüringen inzwischen in der Branche der Balltreter. Deshalb geben sich Berühmtheiten die Ehre und die Klinke im fantastischen Fußball-Universum in die Hand. Jüngst war nun auch die Trainer-Legende Hans Meyer da.

Und deshalb das Fernsehen.

Denn Klappern gehört zum Handwerk. Und Wedow ist nicht nur ein fantastisch motivierender Mutmacher zum Mitmachen, sondern auch ein Marketing-King.

Deshalb konnte es sich MDR-Mann Lars Sänger dann auch gut sein lassen. Wurde mit allem versorgt, was eines Reporters Herz höher schlagen lässt: Vor allem mit exklusiven Informationen. Selbstredend auch mit Speis und Trank.

Bevor tags darauf der Bericht im „Thüringen Journal“ lief, wirbelte Wedow wieder durch alle Kommunikationskanäle und trommelte für eine hohe Einschaltquote.

Als die 101 Sekunden vorbei waren, waren viele sprachlos.
Nicht aber vor Begeisterung. Denn alle waren irgendwie GEZeichnet…

Kein Wort über den Verein und seine tolle Arbeit. Ein ehrenamtliches Engagement, das übrigens vor einigen Wochen dem mdr noch wert war, Marcel Wedow zum „Thüringer des Monats“ zu küren. Nicht eine Silbe über die spannende, schräge, schöne Geschichte der „Fussballzeitreise“. Nichts.

Lars Sänger täte gut daran, Wiedergutmachung zu leisten: Diese, seine 101 Sekunden haben jahrelange, harte, unermüdliche Arbeit enorm gefährdet.

Jetzt schlagen die Wellen hoch. Keine Frage; völlig zu Recht. Was da abgeliefert wurde, war unter aller Sau. Schlimm genug, dass das ausgerechnet von einem kam, der auf seiner mdr-Homepage als profunder Fußballkenner gefeiert wird.

Lars Sänger ist aber NICHT der mdr. Also hat nicht der mdr Scheiße gebaut. Das war der 33-Jährige aus Erfurt ganz allein.

Damit aber seine Chefs – Benedikt Otto, der das „Thüringen Journal“ verantwortet und Funkhausdirektor Werner Dieste – Gelegenheit haben, die Ehre von Marcel Wedow, der „Fussballzeitreise“ und deren Mannschaft und die des mdr wiederherzustellen, bekommen sie Post von mir…

(Zu Lars Sängers Beitrag geht es hier und zur Seite des Vereins hier!)

P. S.: Der mdr und ich – das wird wohl keine große Liebe mehr werden…

(Fotos: Livia Schilling)

0 Comments

  • ronry (#)
    17.09.2014

    Ich weiß nicht, ob Herr Sänger vergessen hat, wo er hergekommen ist, seitdem er für den MDR tätig ist. Gerade er müsste doch Fussballatmosphäre kennen – als langjähriger Stadionsprecher von Rot Weiß Erfurt.Gerad er müsste wissen, wie sehr viele Vereine in mühsamer Arbeit ehrenamtlich kämpfen. Traurig…..

  • Anita Grasse (#)
    17.09.2014

    Hm, ich bin ja immer so ein bisschen hin- und hergerissen bei solchen Sachen. Einerseits verteidige ich aus Gründen glühend die Unabhängigkeit und Unbeeinflussbarkeit der Medien, und das schließt auch ein, dass der Journalist den Schwerpunkt seiner Berichterstattung natürlich frei und selbst wählt.

    Andererseits: Wenn der Journalist fürchtet, dass am Ende nur ein Werbestück herauskommt (wobei ich es ja nicht so mit Friedrichs habe und nichts Schlechtes daran sehe, sich als Journalist mit Gutem gemein zu machen!), dann hätte er den Termin gar nicht erst wahrnehmen sollen. Wenn er es doch tut, dann journalistisch sauber, also etwa nach den W-Fragen. Dann gehört aber eben auch das „WER“ zu den sieben W-Fragen, die in einem Beitrag beantwortet werden MÜSSEN. Also hätte er den Veranstalter wenigstens nennen müssen – ebenso übrigens wie den Anlass der Veranstaltung, denn auch das WARUM ist eine dieser W-Fragen, die Journalisten eigentlich schon am ersten Tag von Studium, Volo oder Praktikum eingeprügelt werden. Und in dem Fall ist sie die wichtigste, denn den ganzen Beitrag lang frage ich mich als Zuschauer, warum jemand wie Hans Meyer ausgerechnet nach Tabarz kommt.

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