Das Wort zum MUTwoch (131): „Schadenfroide“

Lisa von Babbel schickte mir eine Botschaft. Obwohl ich keine Lisa von Babbel kenne. Und ihrer Bekanntschaft dürfte sich auch sonst niemand rühmen. Lisa von Babbel gibt es nämlich nicht.

Klingt komisch. Ist aber so.

Um es klar zu stellen: Der Herr Aschenbrenner hat keinen direkten Draht ins Jenseits. Obwohl er manchmal Stimmen hört, ist er auch kein Medium. Kann folglich nicht mit Toten plaudern. Hält keine Séancen ab. Und war klar bei Verstand und nahezu im Vollbesitz seiner physischen wie psychischen Kräfte, als er Lisas Nachricht bekam. Obwohl es – wie schon geschrieben – Lisa von Babbel nicht gibt.

Jeden Tag bekomme ich solche Mails. Die sind fast immer für’n A****, pardon: für die runde Ablage. Weil die, die sie schreiben und damit mein elektronisches Postfach zumüllen, nicht von Fleisch und Blut sind. Oder sich für andere ausgeben. Das ist eben der Preis dafür, dass ich meine Mail-Adresse öffentlich und unverschlüsselt preisgebe.

Mir Unbekannte empfehlen mir fürsorglich Viagra oder Treppenlifte. Andere Muskelpräparate, Doktor-Titel oder Slip-Einlagen, die auch Männern Inkontinenz erträglicher machen sollen. Dritte bieten an, mich ganz schnell und ganz unkompliziert ganz reich zu machen. Das wäre natürlich fantastisch und wer würde da schon „Nein“ sagen?!? Vor allem, wenn man wie ich ist: Nicht ganz arm, aber ganz und gar nicht reich. Und ich bin ja bescheiden. 7.000 Euro lebenslange Rente jeden Monat – und der Drops wäre gelutscht. Ich könnte weiterhin wortdrechseln nach Lust und Laune. Müsste keinem zu Willen sein, höchstens mir. Wobei – schon das wäre eine Herausforderung, weil ich viele bin. Und nicht alle „Ichs“ sind nett. Sind sie wirklich nicht… Aber tendenziell habe ich mich lieb und komme deshalb ganz gut mit mir aus.

Aber ich schweife ab…
500 Millionen Stunden hocken Menschen wie ich am Rechner und müssen sich mit Spam befassen. Schlaumeier haben den wirtschaftlichen Schaden auf rund 50 Mrd. Euro im Jahr hochgerechnet.

Ergo macht Spam schlechte Laune. Die Mail von Lisa von Babbel jedoch nicht: Wie dem aufmerksamen Leser mit üblicher Muttersprachbeherrschung aufgefallen ist, ist Lisa nicht edlen Geblüts und „von Babbel“ mitnichten der Familienname. (edit, 11.12.2014 –  Vielmehr dürfte Lisa Nele heißen, Nele Lenz. Das ist die, die die große Presse bei Babbel haben darf. Nele aka „Lisa von Babbel“ ist Communications Manager (nicht MANAGERin) für die Lesson Nine GmbH. Nele Lenz, die Pressesprecherin der Fa. Lesson Nine, ist nicht verantwortlich für den Newsletter.)

Babbel ist eine Marke, ein Unternehmen der Berliner Firma Lesson Nine, die seit 2007 aus einer Vokaltrainer-Bude ein weltumspannendes Sprachlern-Imperium machte.

Babbel finde ich gut. Obwohl ich kein Geld dafür bekomme, das ich das hier schreibe. Babbel finde ich deshalb gut, weil ich damit viel schneller französisch lernte als je in meinem Leben zuvor: Wer französisch kann, der hat viel Freude und bringt es weit im Leben.

…ich schweife schon wieder ab…

Lisa von Babbel also; die schrieb in ihrer Mail von Worten, die es nur in einer Sprache gäbe und die man deshalb nicht übersetzen können. Worte wie das schöne deutsche „Schadenfreude“ oder das doofe deutsche „verschlimmbessern“.

Das machte mich neugierig: „Schadenfreude“ ist ein deutsches Unikat?
Wohl eher nicht. Kleine Online-Recherche auf pons.com lieferte allein im Englischen mehrere Versionen dafür. Und zack, hatte ich wieder was gelernt.

Am besten aber gefiel mir, dass die deutsche „Schadenfreude“ sowohl im englischen als auch im amerikanischen Englisch … – „Schadenfreude“ – gesprochen „Schadenfroide“ – heißen kann.

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