Das Wort zum MUTwoch (111): Kraft-Eier

Sex sells.
Und Eier bringen Reichweite.
Klingt komisch. Ist aber so.

Vor 22 Jahren war „Basic instinct“ ein Blockbuster. Und Sharon Stone galt als ruchlos. Ihre legendäre „Ich schlag mal meine Beine über“-Szene zauberte Schweißperlen auf Michael Douglas’ Stirne – als Beleg, dass er zwischen ihren endlos langen, nackten Beinen in die unendliche Weite weiblichen Seins hat blicken dürfen. Die Vorstellung, die Hollywood-Schöne habe schamlos ihre Scham bloß gestellt, sorgte über Wochen für öffentlichen Aufruhr.

Heutzutage tauschen Zwölfjährige in der Schulpause Videos, von denen ihre Eltern lieber nicht wissen wollen, dass es sie gibt und dass die süßen Kleinen sich das Zeugs schier ungerührt reinpfeifen.

Mit weiblichen Reizen geizen – das macht schließlich heute keiner mehr. Und keine scheinbar auch. Da ziehen dann selbst Mädels noch einmal blank, die ihren Enkeln schon lange nicht mehr mit der Geschichte von den Bienen und den Blumen kommen brauchen: Meine Lieblings-Rettungsschwimmerin Pamela Anderson zog jüngst für das französische Magazin „Purple“ blank – zum 13. Mal in ihrer Karriere und das mit 46 Jahren. „Die Venusfalle“ Sonja Kirchberger tat es dreimal für den „Playboy“ – dieser Tage mit 49. „Tatort“-Kommissarin Andrea Sawatzki machte das mit Mitte 40. Iris Berben war 52. Uschi Glas gar 59, als sie im Bikini dem „Maxim“ Modell stand. Und manchmal wird Hüllenlosigkeit gar zum Politikum – wie 2007 das Beispiel der damaligen CSU-Rebellin Gabriele Pauli zeigte, die mit 49 Jahren und Latex-Handschuhen im „Park Avenue“-Magazin posierte.

Doch vor lauter Nackedeis sieht man manchmal nicht mehr, worum es eigentlich geht. Selbst hausbackene Handwerker in hiesigen Breiten buhlen mit barbusigen Schönheiten um die Käufergunst. Das ist manchmal lustig, meist aber eher peinlich.

Würde der stadtbekannte Glasermeister R. aus der Mohrenstraße oder mein Lieblings-Optikermeister aus der Markstraße mit kurvigen Schönheiten für glasklaren Durchblick werben, erschlösse sich mir diese Botschaft auf den ersten Blick.

Nackiger als nackig geht allerdings nicht. Deshalb taugen die reizenden Auszieh-Bilder immer weniger zum Kaufrausch-Gift. Heute muss der Kick noch heftiger sein. Zum Beispiel durch hartgekochte Eier. Oder ausgeblasene.

Wie die Kraft-Eier. Die kommen aus Saalfeld. 1965 hängte Volker K. die ersten 18 Eier zu Ostern an den Apfelbaum. Inzwischen sind es angeblich 10.000 und der „Saalfelder Ostereierbaum“ hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag.

Jüngst wurde der Thüringer Ostereierapfelbaum zum Social-Medien-Star: „US Today“, zweitgrößte Tageszeitung der Amerikaner, hatte ein Bild auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Und die Amis flippten aus. Gut 100.000 Mal bekam das Foto den Daumen nach oben für „gefällt mir“ und fast genau so oft wurde es geteilt.

In den USA wird man zwar nicht wissen, wo Saalfeld liegt. Aber den Egg-Man Volker kennt jetzt dort das halbe Land.

P. S. Ehe der Thüringer Lokalpatriotismus ausufert – Krafts Apfelostereierbaum ist nicht das Nonplusultra. 2007 schafften Besucher und Team vom Rostocker Zoo mit 76.596 ausgepusteten und bemalten Eiern an einer Roteiche den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Allen schon heute fröhliche Eiereien zu Ostern wünscht mit dem 110. MUTwoch der Herr Aschenbrenner!

Foto: Livia Schilling/Curcuma Medien

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