Das Wort zum MUTwoch (11): MondÄn

Erich L. aus F., furchtloser Frauenheld, freiwilliger Feuerlöscher und genialer Großvater mütterlicherseits, sprach einst zu mir:

„Jung’, wenn Dir Haare wachsen, wo früher keine waren und wenn da, wo sie früher waren, keine mehr sind – dann wirste alt.“

Der erste Teil seiner Prophezeiung trat schon vor einigen Jahren ein. Ich erspare Details. Dem zweiten widersetzt sich meine Natur scheinbar weitgehend erfolgreich. Winnetou hätte seine Freude daran, meinen Skalp zu erbeuten – der Schopf auf dem Kopf ist nämlich noch dicht und daher grifffest.  Zudem keine Grauzone, was die wahre Lebenszeit kaschiert.

Doch dank der Indiskretion meines Freundes Maik Sch. ist es ja inzwischen auch landkreisweit bekannt: Ganz knackfrisch ist er dennoch nicht mehr, der Aschenbrenner.

Da dies unausweichlich ist, führe ich auch keine Klage. Zudem ergeben sich Begleiterscheinungen, die mein Umfeld zu schätzen weiß: Skorpionische Anfälle werden seltener und ich zeige sogar gewisse Ansätze von Altersmilde und –weisheit.

Eher weniger angenehm ist, dass mich kosmische Einflüsse komisch werden lassen: Noch als Kind kokettierte ich kurz mit einer kosmonautischen Karriere. Wähnte daher den Mond als Sehnsuchtsort für Ausflüge kompatibel – vor allem aus der Perspektive des Städtchens Bernsdorf, gelegen in der Oberlausitz. Sojus-Sozius wurde ich allerdings nicht. Schon beim ersten Zentrifugal-Test auf dem windschiefen Karussell im Bernsdorfer Bebel-Park, bei dem mein Bruderherz Jens den Treibsatz fürs Drehmoment abgab, ließ ich mir die Sache und die Schul-Makkaroni mit Tomatensoße noch einmal durch den Kopf gehen.

Später, als halbgereiftes Männchen, erhellte die Himmelslaterne meine ersten zaghaften Versuche, die weibliche Psyche – noch mehr aber die Physis! – zu ergründen. Die eine ist mir derweil recht gut vertraut. Die andere hingegen scheint bis zum letzten Stoßseufzer meines Lebens ein unversiegbarer Quell der Überraschungen zu bleiben. Und das ist auch gut so!

Jetzt aber, zur Lebenshalbzeit, kommt mir der Mond wirklich richtig in die Quere: Ist der Bursche voll, bin ich platt. Nicht, dass ich somnambul und demnach ein Schlafwandler wäre, also Feldforschungen betreibe. Vielmehr verwehrt mir Morpheus seine Arme und ich kann schlicht nicht pennen, bin schlaflos. Schlaflos in Gotha.

Deshalb freute ich mich auf den vorigen Samstag und ein optisch eindrucksvolles Naturereignis: „La Luna“ sollte sich nämlich in unvergleichlicher Größe und Schönheit zeigen. Nicht als optische Täuschung, sondern wirklich und wahrhaftig.

Der Grund: Erstmals wieder seit März 2011 rauschte unser fahler Begleiter vollmondig durchs Perigäum, den erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn. Punkt 5.35 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit am Sonntag passierte das und er haarscharf uns – keine 356.410 Kilometer weg.

Deshalb erschien er jenen, die ihn sahen, 14 % größer und 30 % heller als sonst. Ohne Preisaufschlag! Sozusagen als mondÄner Rabatt.

Mir – wie allen anderen in Gotha – allerdings wurde der nicht gewährt.

Aber glücklicherweise gab es ja das Gothardus-Fest und AnnRed, Mr. Backhaus, „Fanfare Ciocarlia“ und eine Menge gutgelaunter Männ- wie Weiblein, die sich auch ohne Mondschein begegneten …

(Mittwochs gibt es “Das Wort zum MUTwoch” im Blog vom thueringen-reporter)

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