Das Wort zum MUTwoch (107): Beruf Eisfee

(Foto: Andy Weller/AW-Design®/pixelio.de)

Ich weiß nicht, ob Sie es wissen: Aber ich bin eigentlich nicht auf den Mund gefallen. Den Herrn Aschenbrenner in den Zustand der Sprachlosigkeit zu versetzen, bedarf es wirklicher Überraschungen – oder einiger Anstrengungen.

Schon meine Frau Mama drohte, meine Sabbelgusche mit einem breiten Heftpflaster zu verschließen. Sie beließ es bei der Ankündigung, wofür ich ihr dankbar bin. Das zweifelsfrei dadurch eintretende frühkindliche Trauma hätte sicherlich meinen Lebensweg nachhaltig beeinflusst: Wer weiß, was aus mir geworden wäre?

Jedenfalls nicht der Schreibtischler und Mundwerker, der ich heute bin.

Andererseits erzielte die Ankündigung mütterlicher Maßregelung keine anhaltende Wirkung. Die wiederum wünschte sogar ich zuweilen: Manchmal entfleuchen meinem losen Mundwerk Sätze; nun ja …. Dann steht einermeiner da, schaut ein wenig entgeistert den Wellen machenden Wortwogen hinterher. Und wünschte sich sehnlichst, sie zurückholen zu können.

Mit dem Alter wächst zwar die Fähigkeit, meinen Sprechdurchfall zu bändigen. Dennoch fällt es mir schwer, einfach mal nur die Klappe zu halten.

Heute jedenfalls stand diese Sprach-Schleuder für einen Moment still. Grund war eine Pressemitteilung. Deretwegen wähnte ich mich deshalb auf Zeitreise und 14 Tage in der Zukunft und in den April geschickt.

Zu lesen war, es gebe ab 1. August einen neuen Beruf: den der Fachkraft für Speiseeis.

Das Berliner Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) schrieb, es habe „im Auftrag der Bundesregierung gemeinsam mit den Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis“ diese Ausbildung entwickelt. Sie wäre „das Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses der Sozialpartner zum weiteren Umgang mit dem Ausbildungsberuf ,Speiseeishersteller/-in’.“

Der läuft Mitte des Jahres aus, weil sich dafür niemand erwärmen wollte.

Um diesen Titel tragen zu dürfen, musste man (und frau) zwei Jahre auf die Schulbank. Die „Fachkraft für Speiseeis“ hingegen braucht jetzt sogar drei Jahre Fortbildung, um den Gesellenbrief zu bekommen.

Erstaunlich, dass die eisige Einfältigkeit BIBB, Bundesregierung und Sozialpartner glaubt, es werde sich ausgerechnet jetzt jemand dafür erwärmen: Wer will schon von Berufs wegen das eiskalte Händchen sein?

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