Das Wort zum MUTwoch (106): Das große WehWehWeh…

900 Millionen.
Was für eine Zahl?!?

900 Mio. Rechner sind genau in dem Moment, da Sie das lesen, weltweit online. Der Ihre demzufolge auch.

Dabei ist es gerade einmal 25 Jahre her, dass die ersten deutschen Internetanschlüsse in Betrieb genommen wurden. Zum einen betraf das die Uni Dortmund: Dort arbeitete Dr. Rudolf Peter am Projekt EUnet. Zum anderen ging die Arbeitsgruppe von Prof. Werner Zorn an der Universität Karlsruhe mit Xlink – dem ersten deutschen Internet-Provider – online.

Ein Vierteljahrhundert später ist es unvorstellbar, NICHT online gehen zu können.

Ich kann mich noch an die Euphorie erinnern, als wir in den frühen 1990er-Jahren in der Gothaer Lokalredaktion der „Thüringer Allgemeine“ ein Analog-Modem installiert bekamen. Damit sandten wir zunächst die Texte der Artikel. Einer von uns wurde dafür abgestellt und bewachte das rauschende, fietschende Kästchen. Brach nämlich die Verbindung ab, musste von vorne angefangen werden.

Wer Modem-Wärter war, brauchte Geduld: Texte für eine Seite Zeitung mit 56 kb pro Sekunde (im besten Falle!) zu übertragen, dauerte damals wenigstens eine Stunde. Vorausgesetzt, das Telefonnetz kollabierte nicht. Was es aber öfter tat.

Trotzdem war das revolutionär: Bis dahin mussten wir die Manuskripte und Bilder entweder direkt nach Erfurt in die Hauptredaktion fahren oder aber sie gingen mit der Bahnpost und per Zug auf die Reise. Dann gaben wir am Montag Mittag den Umschlag mit all den Informationen ab, die dann am Mittwoch zu lesen waren.

Heute gibt es alle möglichen Text-, Bild- und sogar Video-Botschaften selbst vom A… der Welt. Es ist ein Informations-Tsunami, der über uns hereinbricht.

Und er hinterlässt uns eher desorientiert: Wer vermag noch Wichtiges von Banalem unterscheiden, Wahres von Getürktem?

Das ist eigentlich die wirkliche Chance für meinen Berufsstand: Journalisten waren schon immer „Gatekeeper“ und somit privilegiert, Informationen zu suchen, zu sichten und einzuordnen. Das ist heute umso wichtiger. Um im Bild zu bleiben: Wir Medienmenschen sollten uns deshalb eher als „Leuchtturmwärter“ bewähren und so selbst bei undurchsichtigster Wetterlage der verlässliche Lotse in den sicheren Hafen sein …

Ich schätze mich jedenfalls glücklich, genau in dieser Zeit zu leben. Sie ist atemberaubend. Sie ist großartig. Ein Abenteuer, weil der technische Fortschritt uns alle Nase lang noch schnellere Sieben-Meilen-Stiefel verschafft.

Machen wir uns also auf den Weg und das Beste daraus – auch an diesem MUTwoch!

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