Lebensverlängernde Maßnahmen

Samstag vormittag in Gotha. Gegen das temporäre Vakuum in meiner Denkfabrik und die provokative Leere des Bildschirms muss ich was tun: In meinem Oberstübchen erzeugt selbst das vereinzelte Knistern von Neuronen hallendes Echo. Keine Idee. Nirgends.

Gut. Dagegen hilft, sich von der Muse küssen zu lassen. Oder eine „Aroma“-Spezialität von Andreas W. – ich gestehe, ich bin ein Koffein-Junkie …

Die paar Schritte aus dem Büro sind schnell getan. Klärchen knutscht gerade Gotha und auch das historische Pflaster. Fördertöpfchen sei Dank haben wir diesen blaugrauen, Steinblasen werfenden Buttermarkt-Belag.

Haben Sie mal die entsetzten Gesichter jener Kinder gesehen, die über diese Rüttelstrecke chauffiert werden? Angeschnallt und deshalb vollkommen wehrlos sind sie dieser Stockwagen-Rallye ausgeliefert. Nun gut; es heißt ja, Speikinder seien Gedeih-Kinder …

Selbst die Saubermänner von der Stadtreinigung kommen mit diesen verflixt-verfugten Huckelbuckeln nicht klar. Deren Blitzblank-Mache-Maschinen kapitulieren: Die Bürsten fitzen mitnichten den Dreck aus den Ritzen. Daher müssen die Jungs Hand anlegen – schwingen die patenten Putzteufel höllisch den Besen.

Noch viel schlimmer aber ist: Auf dieser Bänderdehn-Strecke kann erst recht kein weiblich’ Wesen mit göttlich langen Beinen in verführerisch hochhackigen Schuhchen laufen. Statt wie Models auf dem Catwalk verwegen die Hüften zu wiegen, wanken und staksen die Damen völlig verunsichert, weil jederzeit sturzbereit, über’s Geläuf.

Ihr Gleichstellungsbeauftragte all überall!
Ich denke, es ist höchste, sozusagen Highheel-Zeit!, dass in jede öffentliche Ausschreibungen ein spezieller Passus kommt: Stadtplaner und andere Bedenkenträger müssen vor der Vergabe solcher Steuerverschleuderungen vierwöchige Tests am eigenen Leib erdulden. Stehen sie dann immer noch zu ihren Planungen; dann muss es eben so sein!

Wobei; Stadtplaner sind eine Spezies, die sogar das Tragen von Fellschurzen verordnen würden, wäre es förderwürdig, weil der Historie entsprechend.

Doch mal ganz abgesehen von den alltäglichen Schwierigkeiten, mit Absatz, Anstand und Würde über Gothas Buttermarkt zu kommen – ist DAS nicht ein Wetter!? Eines zum Helden zeugen, hätte mein Russisch-Lehrer gesagt.

Ich aber habe mein Soll mit zwei hübschen, intelligenten und stolzen Mädels erfüllt.

Gottlob sind wir aufgeklärt, leben nicht in einem provinziellen, sondern barocken Universum. Damals wie heute frönte man der schönsten Nebensache der Welt eben nicht ausschließlich dazu sich fortzupflanzen.

Im Gegenteil! Es macht Spaß, sorgt für ausgeglichene Menschen. Zudem ist Sex gesund – 350 Kcal gehen da locker drauf, räkelt man sich einmal gemeinsam wohlig in den Laken. Dies soll zudem das Leben um 15 Minuten verlängern!

Also dann: Auf ein gaaaanz langes Leben!

(Foto: Autor)

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