Klug-Scheißereien (13): „„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet …“

Da hock‘ ich nun, ich armer Tropf,
les‘ fremden Text und zerbrech mir den Kopf,
welch Überschrift den Leser wohl euphorisiert,
da der Autor zur Nachhaltigkeit philosophiert …

Na was schon?! Eine Adaption der schönen, alten indianischen Weissagung:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Nun schießen die Preußen so schnell nicht. Landsmannschaftlich begründet, schreibt deshalb auch einermeiner so schnell nicht alles: „Drum prüfe, wer sich an fremdes Wissen bindet, ob sich nicht die ganze Wahrheit findet …“

Und siehe da: Nicht die Cree-Indianer, wie weit verbreitet die Annahme existiert, haben diese weisen Worte ersonnen. Wiki legte die Fährte und der „Große Brockhaus“ gab es dann preis: Die Zeilen sind eine Adaption eines Zitats, das auf Häuptling Seattle vom Stamm der Suquamish zurückgeht. Der sagte 1854 dem Gouverneur des Washington-Territoriums, Isaac Ingalls Stevens:

„Und wenn der letzte rote Mann von der Erde verschwunden und die Erinnerung des weißen Mannes an ihn zur Legende geworden ist, dann werden diese Gestade übervoll sein von den unsichtbaren Toten meines Stammes, … dann wimmeln sie von den wiederkehrenden Scharen, die einst dieses Land bevölkerten und es immer noch lieben.“

Überliefert habe den Satz der US-Journalist Henry A. Smith. Er soll Ohrenzeuge der Rede gewesen sein und zitierte diesen Ausspruch 1887 in der Zeitung „Seattle Sunday“.

1972 dann veränderte der amerikanische Literaturhistoriker und Filmregisseur Ted Perry den Sinn dieser Sätze. Er verbreitete eine Version, die seine ökologische Botschaft unterstützen sollte:

„Wenn der letzte rote Mann mit seiner Wildnis verschwunden und die Erinnerung an ihn nur der Schatten einer Wolke ist, die sich über die Prärie bewegt, werden diese Küsten und Wälder dann noch da sein? Wird vom Geist meines Volkes etwas übrig bleiben?“

Eine Legende über die Regenbogen-Krieger, die 1962 durch die amerikanischen Geografen William Willoya und Vinson Brown als „Prophezeiung der Hopi“ veröffentlicht wurde, enthält den ersten Teil des Satzes mit den Bäumen, Flüssen und Fischen. Angeblich stammt die ursprüngliche Variante der Legende von einer alten Cree-Frau.

Aber auch dieses vermutlich indianische Original endet – gleich der Prophezeihung des Häuptlings Seattle – nicht mit der Mahnung vor der Gier der Menschen, sondern mit dem Erscheinen einer Armee von Regenbogenkriegern (Rainbow Warriors).

Auch wenn es nun keine echte Cree-Weissagung ist, fand der eingangs erwähnte Spruch in der US-amerikanischen und westdeutschen Umweltbewegung in den 1980er Jahren weite Verbreitung. Nicht zuletzt, weil Spät-Achtundsechziger Autoaufkleber mit diesen Worten nutzten und sich so mancher zum ökologisch korrekten „Regenbogen-Krieger“ hochstilisierte.

(Grafik: http://blog.safog.com)

5 Comments

  • […] This post was mentioned on Twitter by Thüringer Blogs, Rainer Aschenbrenner. Rainer Aschenbrenner said: Klug-Scheißereien (13): "„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet …": http://wp.me/pPaVV-gI […]

  • Indiana robert (#)
    11.01.2012

    Aufgedeckt! UHHHHH! And whats ya opinion?

  • Herbert eberding (#)
    02.12.2012

    Sehr gut!

    • H.Koch (#)
      27.07.2013

      Hallo Herbert,
      Na ,dann finde ich Dich ja doch noch irgendwie im Leben.Ja,der Satz hätte von Dir sein können.
      Grüsse Heike aus den Niederlanden

  • Wassernixe (#)
    05.01.2013

    Das ist keine Klugscheißerei – mal davon abgesehen, dass eine Fäkaliensprache ganz wirklich keine Kultur ist. Schlimm genug, dass der Sinn dieses Spruches – ganz gleich von wem er denn nun stammt – nicht verstanden werden will. Es geht nicht nur um uns, sondern auch um unsere Nachkommen und denen servieren wir recht viel: Kaputte Umwelt, vergiftetes Grundwasser, Billionenschulden. Toll was? Da können wir doch wirklich stolz sein, auf uns und vor allem auf die von uns Wahlvolk gewählten Geldgeiern = sogennate Volksvertreter z. B. Steinbrück und Konsorten, Merkel auch. Die schmeisst ja nur so mit unseren Steuergeldern um sich, und nicht zu vergessen Wolfgang Schäuble, der den griechischen Politikern gar nicht genug Geld hinterher schmeißen kann

Comment!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert