Grillomane Wurstophile

Seid umschlungen, Millionen!
Besser: verschlungen.
Im Freistaat sind voriges Jahr rund 256 Millionen Stück Original Thüringer Rostbratwurst hergestellt worden. Macht gut und gerne eine Wurstriesenschlange, die fast eineinhalb Mal um den Globus reichen würde. Diese, durch den sachkundigen Dreh auf dem Holzkohlen-Grill knusperbraun gewordenen Leckerbissen prägen den Ruf Thüringens mehr als sonst ‚was.

Und weil uns unsere Wurst nicht wurscht ist, wacht der Herkunftsverband der Thüringer und Eichsfelder Wurst und Fleisch e. V. (HTW) über das wurstige Reinheitsgebot, das seit 2003 sogar bei der EU beurkundet ist. Trotzdem ist Bratwurst nicht gleich Bratwurst, wenn auch in jeder das Beste eines Thüringer Schweins steckt.

Dann aber fangen die Besonderheiten an: Manchen Thüringern mundet die Wurst nur dann, wenn ordentlich mit Majoran gewürzt wurde. Nicht wenige hingegen bevorzugen eine kräftige Knoblauchnote. Weimarer hingegen wollen – was Wunder! – eine Extrawurst gebraten bekommen: Dort lechzt es den Wurst-Gourmets nach besonders viel Kümmel, was die Reinheitsgebots-Wächter großzügig erlauben.

Gewolft und nicht gecuttert. So mag man es in Südthüringen. Und damit gröber. Logisch, schließlich leben hier noch Kerle (und Weibsbilder!) von echten Schrot und Korn. Weil die auch morgen noch kraftvoll zubeißen können, werden zwischen Hildburghausen und der Rhön die Zutaten durch den Fleischwolf gedreht.

Die etwas weicher gespülteren Wurstophilen vorm Rennsteig, im Thüringer Becken, produzieren mit dem Cutter hingegen einer Masse, die irgendwie wie schon einmal gekaut aussieht …

Doch bloß keinen Streit ums Thüringer Heiligtum!
Denn egal, wie man die braunen Knusperlinge auch immer mag: Selbst bei solchen Aprilwetter im Juli ist’s allemal ein Plan, am Wochenende den Grill anzuwerfen.

Denn es gibt kein schlechtes Grillwetter.
Es gibt nur falsch bekleidete Grillmaster 🙂

P.S. Das Bild ist sechs Jahre alt und zeigt mich vorm Genuss von Kaktusbratwurst, die Erfurts grünster Daumen, Ulrich Haage, kreierte. Hinterher war ich noch doller drauf … 😛

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