Das Wort zum MUTwoch (79): Kühles Blondes, Körbe und Piranhas

Am 3. Mai 2017 sind die OeTTINGER Rockets in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Der, der dafür den Grundstein legte, konnte das nicht mehr erleben: Dirk Kollmar starb auf den Tag genau vor 3 Jahren. In Erinnerung an ihn ein Text von mir aus dem September 2013, damals aus Anlass seines 50.  Geburtstages geschrieben…

In Gotha etwas über ihn zu schreiben oder zu erzählen, hieße Bier in die Leinastraße zu tragen. 1990 kaufte die Familienbrauerei aus dem bayrischen Öttingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries von der Treuhand die Brauerei Gotha. Dirk Kollmar zog daher nach Thüringen, führte sie in die Bundesliga ihrer Branche. Der Erfolg der Brauerei trägt eindeutig seine Handschrift. Daher sind hierzulande Hopfen und Malz nicht verloren, sondern machen die Kollmars zu einem der größten privaten Arbeitgeber im Landkreis. Bei der OeTTINGER-Gruppe braut sich schließlich was zusammen – das meistverkaufte Bier in Deutschland, mehr als 7 Mio. Hektoliter jährlich.

Dirk Kollmar holte sich zudem in seiner Jugend viele Körbe – als Basketballer. Davon ist er gezeichnet, davon wurde er geprägt. Ohne seinen sportlichen Enthusiasmus besäße die Stadt keine eigene, nämlich ihre „Blaue Hölle“. Er initiierte BiG Gotha. Der Verein betreut u. a. mehr als 200 Kinder und Jugendliche. 15 Teams spielen aktiv. Die Vorzeige-Mannschaft OeTTINGER Rockets sorgt seit 2012 für Bundesliga-Flair.

Gothas oberster BiG-Boy schickte zudem „Paul Piranha“ in diverse Kinderzimmer. Und seine Passion fürs Malen kann sich auch sehen lassen. Sagen zumindest die, die seine Bilder schon sahen.

So viel Engagement blieb nicht undekoriert: Kollmar bekam 2011 die Myconius-Medaille der Stadt Gotha an die Brust geheftet. Die 1.500 Euro Preisgeld spendete er dem Basketball-Nachwuchs. Zudem hängte ihm der damalige Bundespräsident Christian Wulff im selben Jahr für sein – auch finanziell sehr generöses – Engagement im Breiten- wie Spitzensport das Bundesverdienstkreuz um den Hals.

Ein halbes Jahrhundert ist morgen also zu feiern: Dirk Kollmars 50. Geburtstag.

Üblicherweise Anlass für ausschweifende Partys, überschwängliche Reden, für einen großen Empfang mit Pomp und Pösen. Nicht zuletzt deshalb, weil Kollmar schließlich wer ist, hier in Gotha!

Einer, den man kennt. Und der dennoch eher ein stiller Star der Stadt ist. Denn während andere reden, unternimmt er lieber etwas.

Jüngst schrieb Christian Thiele in der ZEIT über diesen Mann. Er befand, Kollmar wäre ein Patron.

Ich kenne ihn zwar schon seit 23 Jahren, aber dennoch eher flüchtig. Umso spannender war es, ihn als Gast im November 2012 bei meinem „O-Ton“ zu haben. Deshalb stimme ich meinem Journalisten-Kollegen vollkommen zu. Tatsächlich pflegt Kollmar die Traditionen eines „Patrons“ – im besten Sinne des Wortes. Er ist Schutz- und Schirmherr für alles und jene, für das resp. die er sich engagiert: beruflich, sportlich, ehrenamtlich. Und natürlich auch für seine Familie.

Vor allem die musste aber in den letzten Wochen um ihn bangen. Einem Routine-Eingriff folgten dramatische Momente.

Aus der ZEIT erfuhr ich, dass Dirk Kollmar einst Fallschirmjäger war. Das macht mich zuversichtlich, dass er Kraft und Willensstärke hat, bald wieder aus der Leinastraße die Geschicke all seiner Unternehmungen – den wirtschaftlichen, den sportlichen und den ehrenamtlichen – leiten und lenken zu können.

P. S. vom 4.9.13 – Diese Version ist korrigiert, weil ich zunächst Dirk einen Tag zu früh auf die Welt komen ließ…
P.S. vom 5.5.14 – Am 3. Mai 2014 starb Dirk Kollmar an Herzversagen.
P.S. vom 5.5.17 – Die OeTTINGER Rockets sind in die 1. Bundesliga aufgestiegen.

 

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