Wiederholung ist die Mutter der Weisheit

Seit 20. Oktober ist die 2016er Version vom „Kalten Herz“ in den Kinos. Passend zum Start mein Erlebnis, als dem Morgen noch graute, mich aber schon der Hunger auf die Suche nach frischem Backwerk trieb.

Bin ich sonst ein braver Bäckerbursch’, sichere so auch den Fortbestand der frühaufstehenden Mehlmänner, führte mich die Bequemlichkeit ausnahmsweise zum Backshop um die Ecke. Dort geriet ich mitten in eine Disputation über Märchenfilm-Traditionen.

Die Verkäuferin und ihre Kundin schienen allesamt meines Jahrgangs: Sie waren bibel- respektive märchenfest. Aufgewachsen mit Professor Flimmerich & Co.

nussDabei gelten dann „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ allerdings nicht als Ausweis der Sachkunde. Die Koproduktion zwischen dem Filmstudio Barrandov (Prag) und der „KAG Berlin“ – der „Künstlerischen Arbeitsgruppe Berlin“ der DEFA – ist im Kanon der Filme aus Kindheitstagen einfach zu „neu“ – stammt schließlich aus dem Jahr 1973. Der Kult-Status des Films indes ist unbestritten – vor allem auch wegen der eingängigen Filmmusik, die Karel Svoboda beisteuerte.

Die wahren Märchenfilm-Genießer erinnern sich der Babelsberger Blockbuster und daher unter anderem auch an Christel Bodenstein. Das war die hochmütige Prinzessin Tausendschön aus „Das singende, klingende Bäumchen“. Auch andere DEFA-Perlen kamen wie aus der Pistole geschossen: „Der kleine Muck“, „Frau Holle“, „Das tapfere Schneiderlein“ oder „Der gestiefelte Kater“. Übrigens liebe ich dessen japanische Trickfilm-Version aus dem Jahr 1969 ebenfalls…
kater
Folgerichtig landeten wir dann bei „Rapunzel“ (1957 gedreht), die aus dem Turm des Schlosses Reinhardsbrunn für die DEFA ihr goldenes Haar herabhängen ließ. Und auch der „Holländer-Michel“ Erwin Geschonneck tauchte aus der Erinnerung auf. 1950 in der Marienglashöhle und dem Lauchagrund in Tabarz gedreht, ist vor allem die Szene, als er dem armen Köhlerjungen Peter Munk „Das kalte Herz“ aus Stein in der Brust versenkt, als besonders gruselig in Erinnerung.
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Ex-Nachbar Frank, der zufällig dazu kam, steuerte dann noch „Das Feuerzeug“ bei.

Mir – 20 Jahre später dann mir UND meinen Töchtern – waren zudem Streifen aus den MOSFILM-Studios auch höchst willkommen: „Abenteuer im Zauberwald“ (1964) oder „Die Schneekönigin“ (1966) gehören dazu. Ich fand auch „Tibul besiegt die Dickwänste“ toll, „Feuer, Wasser und Posaunen“ sind ebenso Kult wie „Die schöne Warwara“, „Der Hirsch mit dem goldenen Geweih“ oder “Die feuerrote Blume“.

Seit 1990 laufen diese Filme vor allem zur Weihnacht im MDR und dem RBB rauf und runter. Das mag manchen anöden: Mich überkommt aber zuweilen so etwas wie sentimentale Rührseligkeit und dann ziehe ich mir die alten Schinken rein…

Getreu eines alten russischen Sprichworts: „Wiederholung ist die Mutter der Weisheit.“

 

0 Comments

  • Curcuma Medien (#)
    28.12.2012

    […] Weihnachtszeit war und ist Märchefilm-Zeit. Vor allem der mdr und der RBB übertumpfen sich alle Jaghre wieder, nahezu alle alten DEFA-Filme zum x-ten Male zu präsentieren. Während die einen das öde finden, gibt es einen harten Kern von Fans, die auch bei der 23. Wiederholung von “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” begeistert mitsummen … Mehr zum Phänomen der wiederholten Wiederholungen findet sich im aktuellen MUTwoch und hier! […]

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