Das Wort zum MUTWoch (35): Dream-Team

Ich bin handwerklich minderbemittelt.

Das ist für mich zwar keine neue Erkenntnis. Sogar Stabsfeld Horchner, mein Spieß bei der „Asche“, kapitulierte deshalb vor mir. Irgendwann hatte ich ihn so in Rage gebracht, dass sein Wutgeschrei durch die Kaserne hallte: Ich sei „zu blöd, einen Eimer Wischwasser umzukippen“. Als wenig später die EKs mit mir „Winter“ im Flur spielten – sprich: päckchenweise Waschpulver ausschütteten -, trat ich dann den überzeugenden Gegenbeweis an. Keine Ahnung, wie lange ich damit zu tun hatte, die schier endlosen Schaumberge zu beseitigen …

Diese, meine doppelpfötige Ungeschicklichkeit im Umgang mit allen erdenklichen Werkzeugen wurde mir wieder besonders schmerzlich vor Augen in den letzten Wochen geführt, da die kuschelig-schrillbunte Welt von „Curcuma Medien“ Gestalt annahm. Über dieses Wahnsinns-Projekt war ja hier schon zu lesen …

Schon doof, wenn von den zwei einzigen Kerlen im sensationellen Six-Pack einer ein Totalausfall auf eben diesem Gebiet ist. Der igelige Jens, dessen vorangestellten, mit Bindestrich angekoppelten ersten Vornamen niemand zu nennen wagt, schulterte daher nahezu allein die anstehenden praktischen Dinge einer Renovierung.

Glücklicherweise gingen ihm wenigstens zwei der vier Medien-Mädels regelmäßig zur Hand. Vor allem Anita G. hatte eine sehr nachdrückliche Art, dem neuen Domizil farbliche Akzente zu verpassen. So bekam jeder Raum – und damit die darin hockenden Wortdrechsler und Lichtmaler – eine Leitfarbe. Dabei zeigte sie sogar bisher ungeahnte demokratische Qualitäten: Man durfte ihren Vorschlägen zustimmen …

Sie dekretierte obendrein noch alle anderen fantastischsten Farbkombinationen, so dass unser Vestibül etwa jetzt gut und gerne das Entrée zur „Villa Kunterbunt“ sein könnte.

Aber die krasse Grasse empfahl sich dadurch nachdrücklich für den noch zu besetzenden Posten des „Art Directors“. Sie schwang zudem den Pinsel und rollte, was das Zeug hielt. Und sie krönte ihr Büro mit einer so was von violetten Wand, dass der bloße Aufenthalt dort die natürliche Vermehrung der Team-Mitglieder unterbindet – obwohl das aus vielerlei Gründen nicht gerade erklärtes Ziel dieser schier zügellosen Zusammenrottung kreativer Chaoten darstellt.

Auch Frau Z. aus T. brillierte. Sie verfügt schließlich nicht ohne Grund über eine ansehnliche und nahezu vollständige Sammlung aller erdenklichen motorisierten wie auch Handbetrieb erfordernden Werkzeuge in heimischen vier Wänden. Frau Z. agierte zwar weniger spektakulär als Grasses Anita, dafür aber am Ende sogar porentief. Deshalb lag ihr der versiffte textile Fußbodenbelag („Der Teppich ist nicht dreckig, sondern schwarz von innen!“) am Ende ergeben zu Füßen, weil er zumindest eine Gnadenfrist bekam.

Steffi M., die dem eigenen Bekunden nach eher auf ihren Künstlernamen „Pauline“ hört, verwöhnte mit Pizzasuppe und Charme, schaffte Durchblick und machte uns die Clementine und die Fliesenspiegel der stillen Örtchen „nicht nur sauber, sondern rein …“.

Und was machte der Aschenbrenner?

„Wer sich morgens blöd anstellt, hat den Rest des Tages wenig zu arbeiten.“ Das pflegte mein alter Herr mir ins Stammbuch zu brummen, wenn ich wieder einmal eine – meist die anderen sehr unterhaltende – Kostprobe meiner Ungeschicklichkeit abgegeben hatte.

Deshalb hielt ich mich eher im Hintergrund. Das brach zwar der Rampensau in mir fast das Herz.  Dafür hatte ich vermutlich die meiste Freizeit unter der fröhlich Farbe verteilenden Freiberufler- und pedantisch putzenden Publizisten-Garde.

Ich kochte lieber Chili con Carne oder chauffierte die lustigen Curcuma-Ladys zu IKEA. Dort ließ ich mit stoischer Ruhe den Bummel durchs Paradies der unnützen Niedlichkeiten über mich ergehen und erledigte später weitere niedere Transport- und Entsorgungsarbeiten.

Die ersten Büros sind eingerichtet. Überraschend schnell und ohne technische Aussetzer installierten gestern zwei Telekom-Menschen unseren Festnetz- und DSL-Anschluss.

Heute nun grünt es zu grün, wenn RETIF Floristiks Blüten blühen.

Und morgen ist es dann – endlich! – soweit:

Morgen startet ganz offiziell „Curcuma Medien“ – unser mediales Six-Pack als Selbsthilfegruppe gegen kreative Einsiedelei.

Das würzigste Dream-Team, das ich mir je habe vorstellen können …

Mittwochs gibt es seit 29. Februar 2012 “Das Wort zum MUTwoch” im thueringen-reporter.

Außerdem erscheint seit Dezember 2002 im “Oscar am Freitag” in der Lokalausgabe Gotha am jeweils letzten Freitag im Monat meine gedruckte Kolumne – “Der Aschenbrenner hat das Wort”; die hier auch anschließend veröffentlicht wird.

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